Notbremse Die Krefelder Tafel führt Bezahlung ein

Kosten für Essenausgabe und Mittagstisch sind höher als die Spenden. Vorstand zieht die Notbremse.

Notbremse: Die Krefelder Tafel führt Bezahlung ein
Foto: abi

Krefeld. Der Krefelder Tafel bleibt keine Wahl: Zum 1. Juni werden die Besucher der Lebensmittelausgabe und des Mittagstisches eine Obolus entrichten müssen. Eine Aufwandsentschädigung nennt das der Vorsitzende Hansgeorg Rehbein. Pro Woche und Erwachsenen ist für ein Lebensmittelpaket ein Euro zu zahlen, 20 Cent ist pro warmen Mittagsessen zu entrichten.

„Ohne diesen Schritt könnten wir unser Hilfe in dem Umfang nicht mehr anbieten“, wirbt Rehbein für Verständnis. Seit drei Jahren in Folge gibt der Verein jährlich rund 20.000 Euro mehr aus, als er durch Spenden einnimmt. Bereits im vergangenen Januar hatte Rehbein im Gespräch mit der WZ auf diese schwierige Situation hingewiesen. Jetzt haben der Vorstand sowie die Gründungsmitglieder die Notbremse gezogen.

„Wir sind eine der letzten Tafeln in Deutschland, die bislang noch kein Geld von den Besuchern nehmen“, sagt Rehbein. Ihre Zahl sei jedoch im Laufe der Zeit immer mehr gestiegen. Rund 700 Tonnen Lebensmittel im Jahr holen die Mitarbeiter der Tafel inzwischen im Jahr bei Supermärkten, Firmen und Kantinen ab, um sie an Bedürftige weiterzugeben.

„Ohne den Einsatz von fünf Fahrzeugen und fünf Beschäftigter auf 400-Euro-Basis, neben den Ehrenamtlern, wäre das nicht leistbar“, sagt Rehbein. Aber das koste den Verein Geld. Deshalb habe sich der Vorstand nach langer Diskussion entschieden, für die benötigte Logistik wöchentlich einen Euro von den Besuchern zu erheben, Kinder zahlen nichts.

Um sich einen Monat lang mit Lebensmitteln versorgen zu können, müssen die Empfänger künftig Anfang des Monats vier Euro zur Seite legen. „Für das Selbstwertgefühl eines Menschen ist es wichtig, nicht von Almosen leben zu müssen“, zitiert Rehbein die Ansicht anderer Tafeln und von Sozialpädagogen. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten würden die Besucher somit selber für sich sorgen, anstatt ihnen etwas nachgeworfen wird.

Dass Besucher fernbleiben könnten, diese Angst hat Rehbein inzwischen nicht mehr. Auch nicht beim täglichen Mittagstisch. 100 Essen werden dort täglich, vorwiegend an alleinstehende Männer, ausgegeben.

20 000 bis 30 000 Euro hofft der Verein, auf diesem Weg einzunehmen. „Damit ist unsere Arbeit gesichert.“

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