Die Großen verlieren in ihren Hochburgen

Wenn das Bundesergebnis eine Bedeutung für Krefeld hat, dann das Signal für eine bürgerliche Koalition.

Krefeld. Es ist wie beim Pokal im Fußball: Bei der Bundestagswahl gelten andere Gesetze. Zwar hat die CDU gegenüber der Kommunalwahl noch mal verloren. Aber auch die SPD musste gegenüber dem lokalen Urnengang Federn lassen. Ebenso die Grünen. Richtig zulegen konnten die FDP und die Linke.

Daraus zu schließen, dass die CDU erneut bestraft worden ist, wie mancher das vorausgesagt und die CDU-Kandidatin Kerstin Radomski es befürchtet hat, wäre demnach zu weit hergeholt. Die Kritik aus dem eigenen Lager richtete sich an die alte Riege, die sich gegen einen Neuanfang sperre. Ebenso zu kurz gesprungen wäre es, der SPD zu unterstellen, dass ihre Wahltäuschungs-Vorwürfe beim Wähler schlecht angekommen sind. Die Krefelder haben also sehr wohl zwischen lokalen und bundesweiten Themen unterschieden.

Auffallend ist, dass beide großen Parteien vor allem in ihren Stammbezirken verloren haben. Holte Oberbürgermeister Kathstede bei der Kommunalwahl am Bismarckplatz noch 40,1Prozent, erreichte die CDU dort gestern nur 34,8 Prozent. Die SPD sackte in Stahldorf von 43,1 Prozent, die Michael Haas direkt in den Rat brachten, auf 34,8 Prozent.

Wenn man aus dem Bundesergebnis überhaupt etwas für den Krefelder Rat hinaushören will, dann ist es das klare Votum für eine bürgerliche Koalition. Dies könnte die Verhandlungen um eine Mehrheitsbildung im künftigen Rat, der sich am 5. November konstituiert, beeinflussen. Bis auf Vorgespräche hatten sich bislang alle Fraktionen zurückgehalten.

Das gestrige Wahlergebnis könnte denen Vorschub leisten, die sich trotz knapper Verhältnisse eine bürgerliche Mehrheit auch in Krefeld wünschen. CDU und FDP haben im Krefelder Rat keine Mehrheit. Sie wären auf die Zustimmung der kleinen bürgerlichen Vertretungen, die derzeit über eine gemeinsame Fraktion diskutieren, angewiesen.

FDP-Chef Joachim C. Heitmann jedenfalls wertet das Bundestagsergebnis als klares Signal für entsprechende Gespräche: "Ich gehe davon aus, dass wir jetzt mit der CDU und den kleinen Gruppen ernsthaft verhandeln werden." Ob dieses Bündnis dann in allen Sachfragen halte, bleibe abzuwarten.

Bei der CDU hingegen sitzt der Groll über die FDP-Angriffe auf die CDU im Wahlkampf noch tief: "Wenn die CDU von der FDP auch im Kommunalwahlkampf besser behandelt worden wäre, hätten wir wohl ein anderes Ergebnis gehabt", sagt CDU-Chef Winfried Schittges. Sein Credo für die nun anstehenden Verhandlungen für den Rat lautet: "Mit möglichst wenigen Partnern ein optimales Ergebnis erzielen."

Das dürfte schwierig werden, denn auch ein schwarz-grünes Bündnis hat mit dem Oberbürgermeister nur eine Stimme Mehrheit. Und die große Koalition ist seit Sonntagabend wohl als Option nicht unbedingt beliebter geworden. dag

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