Monopoly Die Badstraße und die Schlossallee in Krefeld

Monopoly wird in diesem Jahr 80. Wir haben uns deshalb auf der teuersten und der günstigsten Straße umgesehen.

Monopoly: Die Badstraße und die Schlossallee in Krefeld
Foto: dj

Krefeld. Straßen kaufen, Häuser und Hotels bauen, saftige Mieten von den Mitspielern kassieren. Dieses Spiel hat schon Ehen geschieden, die eine oder andere Freundschaft zerstört und Geschwister entzweit: Monopoly, eines der beliebtesten Brettspiele weltweit, wird in diesem Jahr 80 Jahre alt. Dazu haben wir uns einmal auf der günstigsten Straße Krefelds - gemessen an dem Bodenrichtwert für Ein- bis Zweifamilienhäuser - und der teuersten umgesehen. Also auf der Badstraße und der Schlossallee, quasi.

Monopoly: Die Badstraße und die Schlossallee in Krefeld
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Wie lebt es sich wohl auf Krefelds Badstraße? Den Bodenrichtwerten nach ist das die Duisburger Straße, kurz vor der Grenze zu Duisburg, direkt am Chemiepark. Laut dem Oberen Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Land Nordrhein-Westfalen liegt der Wert an dieser Straße bei 185 Euro pro Quadratmeter unbebauten Bodens für Ein- bis Zweifamilienhäuser. Wer also ganz im Monopoly-Stil hier sein Häuschen hinsetzen möchte, der zahlt so wenig, wie sonst nirgends in der Stadt.

„Das wäre aber heute nicht mehr möglich, so nah an dem Chemiewerk“, erklärt Holger Kuckuck, der Vorsitzende des Gutachterausschusses. Es gebe bei Anlagen wie dem Chempark Achtungsabstände, die eingehalten werden müssten. „Trotzdem lässt es sich hier bestimmt gut leben“, vermutet er.

Das wollen wir genauer wissen. Einige hübsche Häuser stehen vis-a-vis des Chemiewerks. Die Duisburger Straße ist sicher kein Prachtboulevard, auf dem Grünstreifen blühen jedoch unzählige Narzissen. Die Passanten, die wir ansprechen, sind alle sehr freundlich, wohnen nur leider nicht in den wenigen Einfamilienhäusern auf der Duisburger Straße. Dann treffen wir die 22-jährige Yvonne Bünten, die gerade durch das Tor in den Innenhof ihres Zuhauses verschwinden will. Sie lebt hier mit ihrer Mutter Bärbel, dem Hund Lucky, zwei Katern und ganzen 48 Kois in einem großen Teich im Garten auf 120 Quadratmetern Wohnfläche. Und bittet uns gleich freundlich herein. Lucky schlägt direkt an, um sein Reich vor uns zu verteidigen, lässt sich aber schnell umstimmen, als er merkt, dass wir nichts Böses wollen.

„Wir leben seit 20 Jahren sehr gerne hier“, erzählt Bärbel Bünten. Das Haus ist denkmalgeschützt und war früher zum Teil eine Stallung für eine Villa im angrenzenden Waldstück. Das Herrenhaus gibt es nicht mehr, einzig die Überreste eines historischen Tores neben dem Haus der Büntens erinnert daran.

„Das Beste an der Lage hier ist die tolle Nachbarschaft. Wir können im Sommer grillen, feiern und auch gemeinsam Dinge unternehmen“, findet Yvonne Bünten. Ihre vier Geschwister sind bereits ausgezogen, die 22-jährige medizinische Fachangestellte bleibt erst mal noch bei ihrer Mutter wohnen. „Oben habe ich eine ganze Etage für mich allein“, sagt sie freudestrahlend. „Was will man denn mehr.“

Ihre Mutter schätzt auch die Natur um sie herum, wenn sie mit dem Hund raus geht. „Das Tier hat so viel Energie, der muss hier einfach über die Felder rennen.“ Tatsächlich wirkt der schöne hellbraune Hund keineswegs wie ein Elfjähriger, was in Hundejahren schon recht fortgeschritten ist.

Nachteile durch das Chemiewerk? Zu hören ist im Haus jedenfalls nichts von den Arbeiten und auch Bärbel und Yvonne Bünten wissen nichts Negatives zu berichten. „Zwei mal wurde in unseren ersten Jahren hier im Haus versucht, einzubrechen“, erinnert sich Bärbel Bünten. „Seit wir Hunde haben allerdings nie wieder.“

Einbruchssicherung haben Gerhard und Marianne May ebenfalls, allerdings nicht in Form eines Hundes. Das Paar lebt an der Hüttenallee, mit einem Bodenrichtwert von 560 Euro pro Quadratmeter kann man hier durchaus von der Schlossallee Krefelds sprechen. „Anfang der 90er Jahre haben wir uns überlegt, aus Gellep-Stratum wegzuziehen“, so Gerhard May.

Als er mit seiner Frau in dem gemeinsamen Oldtimer dann eines Tages eine Spritztour über die Hüttenallee machte, lasen sie auf einem Schild, dass hier Grundstücke zu verkaufen seien.

„Und da haben wir dann zugeschlagen.“ Das Haus, das die beiden sich gebaut haben, liegt etwas abseits der Straße, ist sehr besonders in seiner Bauweise, komplett weiß, hochmodern und lichtdurchflutet. 1998 konnten sie dann dort einziehen.

„Zum Glück hat die Stadt sehr genau aufgepasst, als die Erben die Grundstücke parzelliert haben“, findet Gerhard May. „So liegen die Häuser nicht zu dicht gedrängt beieinander.“ Besonders nachbarschaftlich gehe es hier aber nicht zu. „Das ist nicht wie in anderen Siedlungen, hier bleibt leider jeder eher unter sich“, findet Marianne May. Auch für Kinder sei die Gegend nicht ideal. Von denen gebe es hier einfach zu wenig und die Ruhe sei allen Anwohnern auch besonders wichtig. Den Mays unterdessen auch: „Natürlich können wir die Ruhe auch sehr genießen.“

Tatsächlich ist es nicht leicht für uns, Gesprächspartner auf der Hüttenallee zu finden. Die meisten Türen bleiben verschlossen, kurze Absagen mit der Begründung, man habe keine Zeit, sind die Regel. Gerhard May und Marianne May stechen mit ihrer Offenheit regelrecht heraus. Nachdem wir am Tor kurz erklärt haben, was wir vorhaben, werden wir höflich hereingebeten.

Die beiden sind mittlerweile Privatiers. Die drei Kinder sind aus dem Gröbsten raus und haben den beiden schon sieben Enkel geschenkt. Und die Zahl der Oldtimer in der Garage ist mittlerweile auf drei gestiegen. Übrigens: Kois hat das Ehepaar auch im Gartenteich.

Ihre größte Leidenschaft: das Reisen. Mit dem großen Wohnmobil, einem Anhänger und einem kleinen Fiat 500 darauf fahren die beiden durch ganz Europa. „Besonders Italien lieben wir sehr. Und das spontane Reisen mit dem Camper sowieso“, erklärt Gerhard May. Die nächste Reise der beiden geht nach Norwegen. Aber: Das Nachhausekommen lieben die beiden immer noch am meisten. „Hier sind wir sehr glücklich.“

Glücklich sind offenbar beide Parteien, sowohl die Familie Bünten als auch das Paar an der Hüttenallee. Jeder auf seine Weise.

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