Die Aufklärung der Patienten ist Pflicht

Zum Auftakt der WZ-Gesundheitsserie erzählen zwei Medizinerinnen, wie sie sich auf schwierige Gespräche vorbereiten.

Krefeld. "Ich frage mich immer, wie ich das Gespräch für mich gerne hätte, wenn ich der Patient wäre." Mit dieser Einstellung geht Andrea Schmitz (31), Assistenzärztin in der Notaufnahme der Medizinischen Kliniken des Helios-Klinikums am Lutherplatz an die oft schwierige Aufgabe heran, Patienten und Angehörige zu informieren.

Sie und ihre Kollegin Judith Markett (27) sammeln noch Erfahrungen in der Patienten- und Angehörigenkommunikation. Dennoch sind sie schon tagtäglich damit konfrontiert.

Beide Ärztinnen haben in Düsseldorf studiert und ihr Praktisches Jahr in Krefeld absolviert. Seitdem sind sie voll im Einsatz, Markett in der Kardiologie, Schmitz in der Gastroenterologie. Andrea Schmitz hat sich während ihres Studiums in Gruppen mit Patientengesprächen befasst.

Als Judith Markett so weit war, gab es bereits Übungen mit Rollenspielen. Einer musste dem anderen eine schlimme Diagnose überbringen. "Das waren aber immer gestellte Situationen, ging ja auch nicht anders."

"Am besten ist es, als ‚Frischling’ bei Gesprächen der Oberärzte mit Patienten anwesend zu sein und zuzuhören. Aber auch mit dem Seelsorger des Klinikums darüber zu sprechen", erinnert sich Andrea Schmitz. Die beiden unterscheiden grundsätzlich zwischen persönlichen Gesprächen und der vorgeschriebenen Aufklärung. Für die gebe es häufig Fragebögen, die von Juristen wasserdicht formuliert wurden.

Die Aufklärung müsse bis ins Detail gehen. Wichtig sei dabei, das Vertrauen der Patienten in die Behandlung aufzubauen: "Es gibt aber auch Patienten, die wollen gar nichts wissen." Das sei schwierig, denn die Aufklärung sei schließlich Pflicht.

Lothar Kratz, Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW), stellt zu dem Thema fest, dass Aufklärungsgespräche vor Operationen schon immer verpflichtend gewesen sind. Seit den 70er Jahren seien die Richtlinien durch einzelne Rechtssprechungen und die Haftungsfrage immer strenger geworden:

"Bei bestimmten Operationen muss der Patient 24 Stunden vorher über relevante und seltene Komplikationen aufgeklärt werden, durch einen Arzt und zusätzlich durch die Anästhesie." Der Arzt müsse das auch dokumentieren.

Das Gespräch in der Notaufnahme ist besonders schwer. Markett erzählt: "Die Angehörigen sind oft aufgeregt. Unsere Aufgabe ist es aber, zunächst den Patienten zu stabilisieren." Im Falle einer Gehirnblutung sei es jedoch auch wichtig, Informationen von der Begleitperson zu erhalten, wenn der Patient selbst beispielsweise nicht ansprechbar sei.

"In so einer Situation darf es auch mal vorkommen, dass man jemanden in den Arm nimmt."

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