Der Wendler und die böse Welt

Das Krefelder Konzert des Festzelthelden und Ballermann-Königs fällt aus. Den Fans bleibt nur eine weinerliche Entschuldigung.

Krefeld. Der Wendler ist schockiert. Die ganze Nation wollte er mit Gassenhauern wie "Sie liebt den DJ" beglücken, wollte das Hemd lässig bis Unterkante Bauchnabel aufknöpfen, Autogramme auf Damen-Dekolletés schreiben - und nun das: Die komplette Tour ist abgesagt, auch der Auftritt am Freitag im König-Palast.

Doch eine ehrliche Haut wie der Wendler stellt sich seinen Fans. "Servus, ich bin Micha Wendler, und ich bin sauer", erklärt er in einer Videobotschaft auf Youtube. "Wir haben uns so sehr auf euch gefreut - und wir dürfen nicht." Und das obwohl "die Motivation zu meiner Person unglaublich hoch ist".

Wer die Schuld an der Absage trägt, daran lässt der Mann, der von sich am liebsten in der dritten Person spricht, keinen Zweifel: Die Konzertagentur Creative Talent, die immerhin Künstler wie Kylie Minogue und die Sugababes sowie Fußballer wie Karim Haggui von Bayer Leverkusen vertritt, habe ihn hängen lassen, erklärt der Wendler. "Wir verstehen es selber nicht", sagt der gelernte Speditionskaufmann aus Dinslaken. "Aber wir sind machtlos. Der Konzertveranstalter bestimmt und nicht der Wendler."

Machtlos ist auch der König-Palast. Denn dort hat man rein gar nichts mit den Wendler-Konzerten zu tun, wie Arena-Managerin Inge Klaßen erklärt: "Der Konzertveranstalter hat die Halle angemietet und übernimmt auch den kompletten Kartenverkauf."

Allerdings fingen die Krefelder an, sich zu wundern, als einige Wochen vor dem Konzert immer noch keinerlei Absprachen stattgefunden hatten: "Normalerweise gibt es einen regen Austausch", sagt Klaßen. "Aber hier war der Kommunikationsfluss nicht so doll. Wir haben schon seit Wochen fast täglich beim Veranstalter nachgefragt." Eine Reaktion blieb jedoch aus.

Die endgültige Absage folgte laut Klaßen am Montag, also nur vier Tage vor dem Konzert - ein höchst ungewöhnlicher Vorgang. Ein finanzieller Schaden sei dadurch nicht entstanden, erklärt die Managerin. Dennoch gehen dem König-Palast vermutlich die vereinbarten Mieteinnahmen flöten. Ob zumindest ein Teil noch gezahlt wird, müssen Gespräche ergeben, sagt Klaßen.

Die Fans, die sich im Internet-Forum des Wendler teils über den Konzertveranstalter, teils über die wachsweiche Entschuldigung ihres eigenen Helden aufregen, können die bereits gekauften Karten dort zurückgeben, wo sie sie gekauft haben. Die meisten von ihnen werden wohl zumindest auf den Vorverkaufsgebühren sitzen bleiben.

Creative Talent selbst gab am Dienstag nur sehr schmallippig Auskunft. "Produktionstechnische Gründe" hätten zu der Absage geführt, hieß es. In der Branche gilt das oft als verschlüsselte Botschaft - für einen äußerst schleppenden Kartenverkauf.

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