Der Streit: Spaßbad oder Umbau?

Die Bürger wollten einen Neubau, bekamen aber keinen.

Spaßbad oder Erhalt der „Schwimmoper“ — vor dieser Frage standen die Krefelder Mitte der 90er-Jahre. Der damalige Stadtrat hatte sich für den Umbau des denkmalgeschützten Bockumer Bades entschieden, während die Gegenseite für ein neues Spaßbad mit Glasdach und Rutsche war.

Die Beteiligten waren unterschiedlicher Auffassung und lieferten sich rund um die Entscheidung zum Teil heftige Wortgefechte. Es kam schließlich zu einem Bürgerbegehren „Neubau statt Umbau des Badezentrums“, eingereicht am 19. Dezember 1996. Dieses demokratische Mittel der Mitbestimmung war erst kurz zuvor eingerichtet worden, es war damit das erste seiner Art in Krefeld. Am 16. April des Folgejahres ließ der Rat das Bürgerbegehren zu, untermauerte aber gleichzeitig, an den Umbauplänen festzuhalten.

Horst-Lothar Wolf, Ehrenvorsitzender des Ski-Klubs Bayer Uerdingen und Fürsprecher für einen Neubau, erinnerte sich unlängst: „Die Widerstände waren zu stark. Man wollte einfach den Beschluss durchsetzen, das Bad für 14,8 Millionen D-Mark zu renovieren.“ Die Neubau-Befürworter hatten Pläne der Firma Hochtief vorgelegt, die für die gleiche Summe ein kleineres Bad bauen wollte.

Die Hürden waren hoch: Nach den gesetzlichen Bestimmungen im Jahr 1997 mussten sich mindestens 25 Prozent der Abstimmungsberechtigten an dem Bürgerentscheid beteiligen. Nur 21 286 von 176 439 Wahlberechtigten, also 12,5 Prozent, beteiligten sich am 25. Mai 1997 (heute sind zehn Prozent ausreichend). Daher wurde das Anliegen der Bürgerinitiative verworfen. Wäre die Beteiligung ausreichend gewesen, gäbe es das Badezentrum in dem heutigen Erscheinungsbild nicht mehr. Denn von denjenigen, die sich am Entscheid beteiligten, votierten mehr für den Neubau als dagegen: 16 655 Wahlberechtigte sagten „Ja zum Neubau“, nur 4555 „Nein“.

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