Nach der Flucht Der steinige Weg zum Traumberuf

Mohamed Khattab ist 2013 aus Syrien geflüchtet. In Krefeld macht er nun eine Ausbildung zum Schweißer. Doch die Behörden haben es ihm nicht immer leicht gemacht.

Krefeld. Mohamed Khattab wurde vor 20 Jahren im syrischen Homs geboren. Das war einst eine bedeutende Stadt in einer fruchtbaren Gegend, die heute zu weiten Teilen in Trümmern liegt. Mit 17 flüchtete er zuerst nach Libyen, schlägt sich dort eine Zeit lang als Schlosser durch. Dann gelingt ihm die Flucht übers Mittelmeer, zuerst nach Italien, dann Frankreich, dann Deutschland.

Hier entscheidet die Behörde: Krefeld wird Mohameds neue Heimat. Er ist nun anerkannter Flüchtling, 2015 besteht er den Deutschtest für Zuwanderer mit einer hervorragenden Punktzahl.

Alles prima, könnte man denken. Doch weit gefehlt: Obwohl Mohamed Khattab eigentlich alles richtig gemacht hat, ist er immer noch nicht in der deutschen Normalität angekommen.

Seine Ausbildung zum Schweißer steht mehrmals auf der Kippe. Er muss sich immer wieder mit Formularen herumschlagen, die auch für die allermeisten Deutschen verwirrend sind. Das reicht von der Rentenversicherung bis zu alltäglichen Dingen wie den laufenden Kosten für die Stadtwerke. Doch der Reihe nach. Bei der Weiterbildungsmesse 2015 im Krefelder Seidenweberhaus taucht Mohamed am Stand des Bildungszentrum, Sitz in St. Tönis, auf.

Er interessiert sich besonders fürs Schweißen, und es dauert nicht lange, bis auffällt, dass er außerordentlich talentiert ist. Dank der Förderung durch das Bildungszentrum wird beim Jobcenter die Chance zur Qualifikation zum Schweißer erreicht. „Er ist überdurchschnittlich qualifiziert, hat einfach ein Händchen dafür und auch noch technisches Verständnis,“ sagt sein Ausbilder Andreas Hauser. Er ist Dozent für den Bereich Technik/Schweißen im Bildungszentrum.

Nur: Mohamed wirkt manchmal unkonzentriert und fehlt oft. Darauf angesprochen stellt sich heraus: Der junge Mann muss ständig bei den verschiedensten Ämtern und Behörden vorstellig werden. Da dort auch nicht immer alles rund läuft, stehen seine Ausbildung und auch sein tägliches Auskommen mehr als einmal auf der Kippe. Auch dass er mittlerweile hervorragend Deutsch spricht, hilft ihm nicht dabei.

Da kommt Regina Grund-Hennes ins Spiel. Sie ist beim Bildungszentrum im Bereich Technik eigentlich das Organisatorische zuständig. Doch immer mehr kümmert sie sich um die speziellen Probleme von Migranten. „Gerade die jungen Leute aus Syrien wollen was machen, wissen aber nicht wie“, erzählt sie. Auch für die Mitarbeiter vom Bildungszentrum ist es ein Lernprozess, neue Ansprechpartner ausfindig zu machen, um den Flüchtlingen über ihre Hürden zu helfen — oft auch mit Erfolg.

Mohamed Khattab, dessen Ausbildung wegen seiner Fehlzeiten zu scheitern drohte, hat für seine Förderung eine Verlängerung vom Jobcenter bekommen. Die Mitarbeiter hatten dort erkannt, dass er durch die vielen Amtsgänge zu stark einer starken Belastung ausgesetzt war.

Ende Oktober geht Mohamed in ein betriebliches Praktikum, das in der insgesamt neunmonatigen Ausbildungsmaßnahme vorgesehen ist. Beim BZ ist man sicher, dem Betrieb einen sehr gut ausgebildeten und engagierten jungen Mann zu schicken.

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