Der Radweg hat weitgehend ausgedient

Kluft zwischen Fahrradfreundlichkeit und Sanierungsstau

Das gebeutelte Stadtsäckel muss ein weiteres Mal herhalten, um eine Diskrepanz zu erklären, die so nicht hinnehmbar ist — die Riesenschere zwischen fahrradfreundlicher Stadt und Sanierungsstau. Dabei hat letzterer mittlerweile fatale Folgen: Als zumutbar kann so mancher Radweg dieser Tage beim besten Willen nicht mehr bezeichnet werden. Der Radler, dieserhalben zur Vorsicht und langsamen Fahren gemahnt, kann dies nur als zynisch empfinden. Zumal zu viele Strecken — aus Rücksicht auf Autofahrer — nur gerade so der engen Fahrbahn abgerungen werden konnten und so keinesfalls den eigentlich bindenden Vorschriften genügen.

Ein Dilemma, an das keiner so recht ran will. Während sich die Bundesregierung zwar mit ihrem Nationalen Radverkehrsplan die Förderung des Radverkehrs auf die Fahnen geschrieben hat, kämpfen die Kommunen noch mit eben jenem Sanierungsstau. Die Polizei zieht sich im Zweifel auf das Einhalten der Verkehrszeichen zurück, die wiederum die Stadt aufgestellt hat. Dabei dürfen laut neuer Straßenverkehrsordnung Radwege-Schilder nur noch dann platziert werden, wenn eine außerordentliche Gefahrenlage besteht. Für den Radler heißt das: Er steht zwischen Gesetzeslage und Beschilderung vor Ort, auf die Gerichte könnte also in Zukunft mehr Arbeit zurollen.

Und das, obwohl der Radweg derweil infrage gestellt wird. So kam zum Beispiel eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen zu dem Schluss, dass das Benutzen schlechter Radwege in der Stadt gefährlicher ist als das Fahren auf der Straße. Die Berliner Polizei weist sogar darauf hin, dass der Radler auf der Straße besseren Sichtkontakt hat.

Krefeld sollte daher noch einmal grundsätzlich die Ziele für den städtischen Radverkehr überdenken und neue, zukunftsfähige Wege suchen, damit der Titel „fahrradfreundlich“ nicht weiter zu einem eher beiläufig umgehängten Mäntelchen verkommt, sondern das eigene Leitbild ernst genommen wird.

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