Der Brückenbauer vom Luisenplatz

Joachim Watzlawik hat in der Innenstadt ein vielseitiges Kulturzentrum aufgebaut. Er glaubt, dass Kirche viel bewegen kann.

Krefeld. Als Junge hat er auf dem Platz vor der Friedenskirche Fußball gespielt. Joachim Watzlawik ahnte damals noch nicht, dass hier mal sein Arbeitsplatz sein würde. Seit dem Herbst 2000 ist der Krefelder für die Kulturarbeit in der Friedenskirche zuständig.

Damals war das direkt an die Kirche angebaute neue Gemeindehaus gerade fertig, und es herrschte Aufbruchstimmung im Presbyterium. Watzlawiks Vorgänger war Diakon, der Schwerpunkt für die neue Stelle lag jedoch auf einem Ausbau von Stadtkirchenarbeit und Kultur.

Als ausgebildeter Sozialpädagoge, der viele Jahre im Jugendheim Fichtenhain gearbeitet hatte, und ehemaliger Vorsitzender des Jazzklubs brachte Watzlawik gute Voraussetzungen mit. "Nur die Konfession musste ich wechseln" meint der ehemalige Messdiener verschmitzt. Dass Kirche heute noch viel zu sagen hat, ist Watzlawiks Überzeugung und Motivation.

Über die Jahre hat er ein dichtes und vielseitiges Programm für die Friedenskirche entwickelt, dass sich über die verschiedenen Räumlichkeiten erstreckt. Die Kirche selbst bietet Raum für Konzerte und Ausstellungen. Die reizvolle Architektur des Turms mit seinen verschiedenen Ebenen verleiht Veranstaltungen einen intimeren Rahmen. Sei es ein Gitarrenkonzert vor der großen Rosette, eine Kunstinstallation über dem begehbaren Kirchengewölbe oder eine Lesung unter freiem Himmel auf dem Turmplateau - die spezielle Atmosphäre des Ortes bereichert jede Veranstaltung.

Watzlawik möchte aber nicht als Eventmanager verstanden werden. Was für ihn zählt, sind Qualität und die Bewahrung der Identität des Ortes. "Soziale und religiöse Themen spielen hier eine wesentliche Rolle, Kultur hat eine Brückenfunktion" sagt Watzlawik. Musik als Element, das viele Menschen verbindet, spielt dabei eine Hauptrolle. Viele Orchester und Chöre treten inzwischen regelmäßig auf, die musikalische Spannbreite reicht von Klassik über Jazz, afrikanische und südamerikanische Rhythmen bis hin zu Abba-Songs.

Besonders stolz ist Watzlawik auf die neue Kooperation mit dem hochkarätigen Bläserensemble German Brass, dessen Bestehen mangels Sponsoren gefährdet war. Im März gaben sie in der Friedenskirche ein ausverkauftes Konzert. Kooperation ist ohnehin ein wichtiges Stichwort für Watzlawik. Allein um sich finanziell tragen zu können, ist es wichtig, mit Partnern zu arbeiten. Die Friedenkirche pflegt auch zu vielen städtischen Kultureinrichtungen freundschaftliche Beziehungen, so zum Theater, der Volkshochschule und der Mediothek. "Sich gegenseitig die Tür zu öffnen, ist wichtig. Durch Synergien bringt man viele Menschen ins Haus", sagt der Pädagoge.

Ihn selbst kennzeichnet eine große Begeisterungsfähigkeit und Hartnäckigkeit. So ist es ihm gelungen, im Rahmen des diesjährigen Weltfrauentages die berühmte Filmschauspielerin Martina Gedeck für eine Lesung zu gewinnen. Vor 450 Zuschauern las sie Briefe der DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann. Solche Highlights motivieren Watzlawik, doch das unermüdliche "Baggern", wie er es nennt, kostet auch viel Energie.

Ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter helfen mit. "Die Stadt hat einen Schatz an Ehrenamtlichkeit, sie ist sich dessen hoffentlich bewusst", betont Watzlawik. Von Seiten der Stadt wünscht er sich einen allgemeinen Kulturführer, damit noch mehr Menschen erkennen, was hier alles passiert. "Krefeld hat doch viel zu bieten." Dass er selbst in seiner Heimatstadt etwas mit gestalten kann, macht ihn "dankbar und froh".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort