Demografie-Studie: Alternde Bevölkerung - Krefeld gehen die Arbeitnehmer aus

Die IHK warnt: Zahl der Erwerbspersonen sinkt in Krefeld stärker als im Durchschnitt.

Krefeld. Die Unternehmen in Krefeld müssen sich darauf einstellen, dass ihnen im Jahr 2030 viel weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen als heute. Das besagt eine Untersuchung der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK).

Gregor Werkle, bei der IHK zuständig für Wirtschafts- und Standortpolitik, rät den Krefelder Arbeitgebern, rechtzeitig gegenzusteuern. Die IHK hat anhand von Daten der statistischen Ämter die demographische Entwicklung in der Region untersucht und mit Daten von Städten ähnlicher Größe verglichen (die WZ berichtete).

Im Gespräch mit der WZ erläutert Werkle die besonders auffälligen Werte für Krefeld. Demnach schneidet die Stadt auffällig schlecht bei der Zahl der Erwerbspersonen ab. Bis zum Jahr 2030 werde sie um 15 Prozent sinken. Der Durchschnittswert liegt bei 13 Prozent.

Aber auch beim Vergleich Erwerbspersonen zu so genannten wirtschaftlich Abhängigen (Kindern, Senioren) steht Krefeld nicht so gut da. Der Quotient steigt bis 2030 überdurchschnittlich. Und auch das mittlere Alter (Medianalter) der Krefelder wird dann mit 49 Jahren über dem Durchschnitt der anderen Städte (46) liegen.

Werkle weist darauf hin, dass bereits jetzt in einigen Branchen Facharbeiter fehlen. Vor allem in der Ernährungsindustrie, in der Metallerzeugung sowie im Maschinenbau sind in der Region schon um die 50 Prozent der Vakanzen nicht zu besetzen.

Und im Rheinland haben bereits 15 Prozent der Firmen im Bereich Elektro und Maschinenbau erwogen, ihren Standort wegen des Fachkräftemangels ins Ausland zu verlegen.

Deshalb müsse die Antwort auf die Probleme auch je nach Branche und Standort unterschiedlich ausfallen, sagt Werkle. Dabei spielten Fragen wie betriebliches Gesundheitsmanagement eine Rolle, damit die älteren Fachkräfte der Firma länger erhalten bleiben. Aber auch Aus- und Weiterbildung ist ein wichtiger Aspekt.

Einen zentralen Ansatz sieht Werkle bei den Schulen und der Hochschule Niederrhein. „Die müssen verstärkt auf die naturwissenschaftlich-technische Bildung setzten.“ Zudem müsse die Zusammenarbeit der Hochschule mit den Unternehmen intensiviert werden. Werkle: „Eine Studie der Hochschule zeigt, dass viele Absolventen die Wirtschaftsstruktur vor Ort gar nicht kennen und deshalb woanders einen Job suchen. Das führt dann zum sogenannten ,brain drain’.“

Die Rahmenbedingungen in der Kommune seien im Kampf um Fachkräfte nicht zu unterschätzen, sagt Werkle. Der demographische Wandel habe schließlich auch Auswirkungen auf die ohnehin angespannten kommunalen Finanzen. Wenn die Zahl der Abhängigen steige und die Einkommenssteuer sinke, werde es noch schwieriger, qualifizierte Kräfte zu halten oder anzuwerben.

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