Dem Theater droht die Premiere

In einigen Tagen eröffnet das frisch sanierte Haus. Die WZ wirft einen ersten Blick hinein.

Krefeld. Mit Lampenfieber hat Franz Hudzik keine Probleme. Wer seit 29 Jahren hinter den Kulissen des Theaters die Dinge am Laufen hält, der lässt sich von Handwerkern, Umzugskartons und fliegenden Sicherungen nicht aus der Ruhe bringen. "Um 8 Uhr geht der Lappen auf", lautet die goldene Regel seines Berufsstandes, die schön schnoddrig ein ehernes Gesetz beschreibt: "Der Vorhang hebt sich um Punkt acht, nicht um fünf vor und nicht um fünf nach."

Genau so sieht der Bühnenmeister auch die drohende Operngala im frisch sanierten Theater. Am Abend des 21. August gegen 19 Uhr werden die Krefelder neugierig und in festlicher Kleidung das Haus stürmen. Bis dahin muss alles fertig sein und glänzen. "Mich macht das nicht bange", sagt Hudzik.

Seine Mitarbeiter haben schon hunderte Scheinwerfer und neue Lautsprecher über dem edlen schwarzen Bühnenboden aufgehängt, damit es Licht und laut werde, wenn die Künstler nächste Woche ihre Arien schmettern. Weiter vorne auf der Bühne geht ein Klavierstimmer am großen Flügel seiner Arbeit nach.

Viele Veränderungen im erneuerten Haus wird das Publikum gar nicht bemerken: Brandschutztüren und Kabelstränge, ein festes Tonpult, moderne Software für die Obermaschinerie, Leuchtstreifen im Bühnenboden, die an der Kante vor Absturzgefahr warnen. Selbst die Stühle im Zuschauerraum tragen das gleiche Senfgelb wie eh und je. "Das mag ja optisch kein Unterschied sein", sagt Hudzik. "Aber setzen Sie sich mal rein: Die sind viel bequemer."

Starke Veränderungen gibt es vor allem im Foyer: Der viel diskutierte Glasaufzug, der kurz vor der Probefahrt steht, fügt sich dezent ein. Als echtes Prunkstück entpuppt sich das neue Raucherfoyer, das mangels Qualm jetzt Glasfoyer heißt. Theaterfotograf Matthias Stutte bringt hier gerade die Beschriftung an: "Intermezzo", die "SWK-Theater-Bar", lädt hier zum Verweilen ein. Die Theke ist in den Theaterwerkstätten entstanden. Erneuert wurde auch die kleine "Black Box"-Bühne für Matineen und Lesungen.

Seit Anfang Juli sind die Theatertechniker nun wieder im Haus, obwohl die Stadt als Bauherr noch gar nicht ganz fertig war. "Wir haben uns parallel reingeschlichen", sagt Franz Hudzik. "Viele von uns hatten keinen Sommerurlaub. Wir wollten ja nicht auf dem linken Fuß erwischt werden." Die Kooperation mit der Stadt fand er angenehm: "Wir haben alles fertig vorgefunden und biegen es jetzt so hin, wie wir es brauchen", sagt er augenzwinkernd.

Während die Intendanz und andere Büros noch leer stehen, ist "unser wichtigster Raum", wie Hudzik betont, in Funktion: Jelkas Kantine im Keller serviert schon wieder die legendären Frikadellen. "Wir sind froh, dass wir zurück im alten Haus sind", sagt der Bühnenmeister.

Selbst eine ohrenbetäubende Lautsprecherdurchsage bringt ihn nicht aus der Ruhe: "Bitte melden! Es wartet ein Malermeister auf dich!", tönt es aus den Boxen. "Das darf während der Vorstellung nicht passieren", sagt Hudzik. Wer ihn kennt weiß: Da besteht keine Gefahr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort