Das Wunder von Königshof

Nach dem Aus für Rhenania sollte die Brauerei 2001 schließen. Doch es kam ganz anders.

Krefeld. Kilometerlang winden sich glänzende Stahlrohre durch die Abfüllhalle. Kalt ist es dort, es riecht nach Reinigungsmittel. Sauberkeit ist oberstes Gebot. Denn am Ende der Leitungen darf auf keinen Fall Kölsch statt Altbier in die Flaschen fließen.

Mitten im Röhrenwirrwarr steht Max Panglisch und entnimmt eine Probe. Erst vor kurzem hat der 20-Jährige seinen Lehrvertrag bei der Brauerei Königshof unterschrieben. "Das Brauen hat in der Familie eine lange Tradition", erzählt der Mönchengladbacher. In der jungen Geschichte der Brauerei Königshof ist Panglisch dagegen erst der zweite Lehrling, der dort das Handwerk des Brauers/Mälzers erlernt.

Gerhard Ginnen ist darauf stolz: "Dass wir irgendwann wieder ausbilden würden, das hätte ich damals nicht zu träumen gewagt", sagt der heute 70-Jährige, der im Jahr 2001 nur noch eine Aufgabe hatte: an der Obergath die Lichter zu löschen.

Mehr als 40 Jahre hat er zuvor als Technischer Leiter für die Rhenania-Brauerei gearbeitet. Doch die ist verkauft, das Altbier kommt längst aus dem Kreuztal. Ginnen soll den Abbau der Braustätte begleiten und dafür sorgen, dass sie Stück für Stück in Algier wieder aufgebaut wird.

Heute, neun Jahre später, gehört die Brauerei Königshof mit einer Brauleistung von 1,2 Millionen Hektolitern Bier in Spitzenzeiten zu den Großen der Branche. Längst hat sich das Haus mit fünf eigenen Marken im Handel etabliert.

"Wir sind präsent in Krefeld", sagt Frank Tichelkamp (49), der als Prokurist die Geschicke der am 1. Juli 2003 gegründeten Brauerei leitet. Aber nicht nur in der Seidenstadt werde die Liste der Abnehmer immer länger, ergänzt Tichelkamp und entschuldigt sich: "Jetzt muss ich dann doch mal ran", sagt er und greift nach dem Telefon, das brummend einen Anruf ankündigt. Am anderen Ende ist jener Außendienstmitarbeiter, der sich darum kümmert, dass auch auf den friesischen Inseln Krefelder Bier aus den Kneipenhähnen strömt. Im Süden reicht das Geschäftsgebiet bis ins Sauerland und an den Hunsrück.

Gerhard Ginnen hat damals nicht den ewigen Feierabend eingeläutet, sondern vielmehr nach einem Investor Ausschau gehalten, der mit ihm den Krefelder Traditionsbetrieb wiederbeleben würde. Josef Klösters (70) ist schließlich als Investor der richtige Mann. Eigentlich macht er in Beton, Sand und Kies - Baustoffe sind sein Metier. "Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass bei Rhenania die Anlagen für immer stillstehen", sagt Ginnen, der noch bis Ende des Jahres als Berater tätig ist.

Für etliche Millionen Euro werden die Anlagen saniert und auf den neuesten Stand gebracht. Als Dienstleister arbeiten die Krefelder fortan für die Kölner Gaffel-Brauerei und füllen Kölsch in die Flaschen mit dem blauen Emblem. Zudem brauen die Königshofer das Hauspils einer Supermarktkette, mehr als 40 Prozent des Umsatzes macht dieser Auftrag zeitweise aus. "Doch den habe ich 2008 gekündigt", schildert Tichelkamp, der zum heutigen Umsatz keine Angaben machen möchte. "Es war endlich an der Zeit, mit dem eigenen Namen aufzutreten."

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