Das Treppenhaus als Ort für Konzerte und Ausstellungen

Die Eigentümer des Steinert-Hauses haben beim Tag des offenen Denkmals einen Einblick in die Poelzig-Villa gegeben.

Das Treppenhaus als Ort für Konzerte und Ausstellungen
Foto: Dirk Jochmann

Zum Tag des Denkmals hat auch das Steinert-Haus in Kliedbruch seine Pforten gestern geöffnet. Die jetzigen Eigentümer, der Architekturfotograf Florian Monheim und seine Frau Barbara Opitz, haben dieses Schmuckstück expressionistischen Baustils im Jahre 2006 gekauft. Als sie sich auf die Suche nach einem historischen Haus begaben, konnten sie ihr Glück kaum fassen, dass in Krefeld ein Poelzig- Haus stehen sollte.

Die meisten Gebäude des berühmten Berliner Architekten sind nämlich bereits abgerissen. Auch der Villa an der Kliedbruchstraße, die 1929- 1931 für die Krefelder Kunstsammler und Textilfabrikanten Ilse und Fritz Steinert als Einfamilienhaus errichtet worden war, drohte 1997 beinahe der Abriss. Erst durch Proteste der Nachbarn wurde es im Eilverfahren unter Denkmalschutz gestellt.

Das Bauwerk steht etwas zurückgesetzt von der Straße am Ende einer langen Einfahrt und beeindruckt auf den ersten Blick durch seine verschiedenen, asymmetrischen Dachformationen mit Sattel-, Spitzbogen- und Flachdach. Neben der Haustür schmückt ein Terrakotta-Relief in der Form einer Seidenblume die Außenfassade. Es stammt von dem Künstler Ewald Mataré aus dem Jahre 1936.

Mataré gehörte gemeinsam mit anderen Künstlern zu den aufgeklärten Köpfen, die sich während der NS-Zeit im Haus der Steinerts trafen, um bei Kerzenschein ungestört über Kunst und Politik zu diskutieren. Sie nannten sich darum „Kerzianer“.

Der Innenraum des Hauses wird von einem großen Treppenhaus dominiert, in dem sich eine dunkel schimmernde Eichentreppe über drei Etagen emporwindet, in der Wand verschwindet und schließlich den Blick auf eine offene Galerie unter gebogenen Dachbindern freigibt. Das ebenfalls hölzerne Geländer der Treppe ist kunstvoll durchbrochen und erinnert in seinem geflochtenen Aussehen an Textilgewebe in Anklang an die Profession des ehemaligen Hausherren.

Die gesamte Anlage des Treppenhauses als Zentrum des Gebäudes, um das sich sämtliche anderen Räume gruppieren, erinnert an einen geräumigen Bühnenraum. Hans Poelzig schrieb damals: „Die schwersten Aufgaben für einen Architekten sind ein großes Theater und ein kleines Haus. Aber das kleine Haus ist schwerer als das große Theater“.

Mit dem Steinert-Haus scheint ihm ein bisschen von beidem gelungen zu sein. Interessanterweise fanden Hauskonzerte der Familie Steinert seinerzeit nicht im Wohnzimmer, sondern im Treppenhaus statt.

Im geräumigen Wohnzimmer im Erdgeschoss sowie im Treppenhaus nutzt das Ehepaar Monheim-Opitz heute die Wandflächen zur Ausstellung ihrer Fotografien.

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