Das Spiel mit der Möglichkeit

Catherine Birner ist bei der Werkschau im Museum mit „Das Rosane“ dabei.

Krefeld. Es heißt "Das Rosane", und es ist tatsächlich rosafarben. Das größte Objekt der Krefelder Künstlerin Catherine Birner in der Ausstellung "Quer geschnitten" liegt auf dem Boden. Möchte man nicht hineinschlüpfen? Jenseits der ovalen Öffnungen wartet ein ebenfalls rosa gefärbtes Kunstfell. Das sieht doch ganz gemütlich aus. Nein, lieber doch nicht hineinschlüpfen.

Ihre Objekte seien auch "ein Spiel mit der Möglichkeit", erklärt die 1964 in Offenbach geborene Keramikdesignerin, die das Studium an die hiesige Hochschule und in die Stadt gebracht hat. Sie arbeitet heute unter anderem als Grafikerin und ist vor ihrer Teilnahme an der Ausstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum wenig als Künstlerin aufgefallen.

"Das Rosane" ist etwa drei Meter lang und sieht aus wie zwei Kondome, denen man die Spitze abgeschnitten hat, um sie dann an den Schnittstellen zusammenzufügen. Das Objekt hat also zwei in zwei Richtungen weisende Öffnungen und verjüngt sich zur Mitte hin. "Man könnte vielleicht zu zweit hinein", kommentiert Catherine Birner augenzwinkernd, "aber dann klappt da natürlich was nicht." Ironie ist der Künstlerin jedenfalls nicht fremd.

"Es geht auch um Befindlichkeit" bei ihren Objekten, erklärt Catherine Birner. Eine Plastik, die aussieht wie ein überdimensionaler Henkel, kommentiert die Künstlerin mit der Frage: "Vielleicht braucht man Halt?" Vertrauen erweckend sehen die Objekte dann aber nicht aus. Nicht nur "Das Rosane" wirkt grotesk vergrößert.

"Der Mensch ist das Maß meiner Arbeiten", erklärt Birner, aber auch hier schwingt wieder Ironie mit. "Man will ja ein ordentliches Gegenüber haben", setzt sie ihre Erklärung fort - das macht die Objekte nicht behaglicher.

Man erkennt mögliche Funktionen, sieht aber dann, dass man mit seinen eigenen Dimensionen nicht dazu passt. So findet man einerseits leicht einen Zugang zu ihren Arbeiten, andererseits stellt sich aber schnell auch ein Gefühl der Verunsicherung, der Fremdheit ein. Catherine Birners Objekte setzen leicht Assoziationen frei, denen man dann nicht trauen möchte.

"Das Rosane" ist übrigens wie viele ihrer Objekte aus Latex geformt. Das bedeutet bei der Größe der Arbeiten, dass ihre Herstellung ziemlich aufwendig ist. Zunächst müssen voluminöse Formen hergestellt werden, auf die das Latex in mehreren Schichten aufgebracht wird. Da das Material langsam trocknet, können Wochen vergehen, bevor ein Objekt fertig ist. Catherine Birner macht sich viel Mühe, um die Betrachter ihrer Kunst zu verwirren.

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