Bücherwürmer Das lesen Krefelder im Urlaub

Egal, ob SWK-Vorstand, Theaterintendant oder Museumsleiterin — alle verbringen ihre Freizeit mit einem oder mehreren Büchern.

Bücherwürmer: Das lesen Krefelder im Urlaub
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Eines ist klar: Mit nur einem Buch im Gepäck oder auf dem Tablet fahren die bekannten Krefelder meist nicht in den Urlaub. Es sind gleich mehrere, die sie in die Sonne begleiten und für Entspannung oder anregende Leselektüre sorgen. Die WZ fragte nach, was die Leute schmökern. Hier sind die Beispiele. Mediothek-Leiterin Evelyn Buchholtz macht den Anfang.

Bücherwürmer: Das lesen Krefelder im Urlaub
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„Ich werde in den Süden Frankreichs reisen mit dem Krimi ,Sakari lernt, durch Wände zu gehen‘ von Jan Costin Wagner“, erzählt sie. „Geografisch gesehen liegt dann ein Riesenstück Europa zwischen dem Urlaubsort am Mittelmeer und dem Schauplatz des Krimis. Denn die Hauptfigur Kimmo Joentaa ermittelt in Finnland. Seit der Finnland-Kenner Wagner seinen ersten Krimi mit dem Titel „Eismond“ veröffentlichte, hat mich sein Stil so in den Bann gezogen, dass ich alle Folgebände gelesen habe. Da er sich Zeit lässt beim Schreiben, bleibt die Anzahl der Folgebände seit 2005 überschaubar. Mein Urlaubsbuch ist der sechste Band und die literarische Qualität ist hoch.“ Die dunkle Schwermut, die sich durch die Krimis zieht und nicht nur den Fällen geschuldet ist, lasse sich in südlicher Umgebung gewiss gut aushalten, sollte aber auch daheim niemanden von der Lektüre abhalten, denn gute Krimis seien auch gute Literatur, findet Buchholtz.

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„Die Frage nach dem Urlaubslesestoff ist eigentlich nicht mit einem Buch zu beantworten, es ist mehr ein Koffer voller Bücher“, sagt Jennifer Morscheiser, Leiterin des Museums Burg Linn, die sich schon jetzt in Urlaubsstimmung befindet, wie sie sagt. Eines greift sie heraus, das ihrer Meinung nach Aufmerksamkeit verdient: „Kompass“ von Mathias Enard. „Ich freue mich besonders auf dieses Buch, weil es eine ganz verwobene Geschichte zwischen Orient und Okzident erzählt, eine Mischung aus Liebesgeschichte und Wissenschaftsroman, teilweise romantisierenden Vorstellungen des Morgenlandes und auf der anderen Seite den realen Konflikten unserer Zeit. Zudem ist der Typus des Orientalisten, der dieses Buch erzählt, so nah an dem des Archäologen, dass es noch fast als Fachbuch bei der Lektüre am südfranzösischen Strand durchgehen kann.“

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SWK-Vorstand Carsten Liedtke hat das Buch, das er lesen will, schon neben den noch ungepackten Koffer gelegt. „Es ist ,Die Tyrannei des Schmetterlings‘ von Frank Schätzing“, sagt er. „Der atemberaubende neue Thriller handelt von einem Thema, das derzeit viele Gemüter erregt: künstliche Intelligenz. Es ist eines der faszinierenden Themen unserer Zeit“, findet er. Liedtke hat bereits viel von diesem Buch gehört und ist „in freudiger Erwartung“ auf die Lektüre inmitten sonniger Berge. „Ich habe das Buch übriges von meinen Kollegen geschenkt bekommen“, sagt er mit einem Lächeln.

Lässt die Bühne hinter sich und greift zum Buch: Theaterintendant Michael Grosse

Lässt die Bühne hinter sich und greift zum Buch: Theaterintendant Michael Grosse

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Auch Cornelia Bernhardt, Kuratorin und Biologin im Krefelder Zoo, kommt mit einem Buch im Urlaub nicht aus: „Ich lese mal auf dem E-Reader oder mal gebundene Bücher, da bin ich ganz offen“, erklärt sie. Die Tiere lassen sie auch als Titelfiguren auch bei der Lektüre nicht los. „Jetzt freue ich mich auf den neuen Tierthriller von Leonie Swann mit dem Titel ,Grey‘. Er folgt auf den erfolgreichen Schafskrimi ,Glennkill‘, bei dem diese Tiere ermittelten.“ Es ist eine schöne fantasievolle Sprache, die Swann pflegt“, findet Bernhardt. „Sie erzählt aus der Tierperspektive.“ Zum Inhalt: Dr. Augustus Huff, Dozent an der berühmten Universität von Cambridge, wird bei der Aufklärung eines Falles unterstützt von Gray, dem Graupapageien des Verstorbenen. Das zweite eingepackte Buch der Museumsleiterin, „wenn der Kopf frei ist“, ist „Der Distelfink“, der Roman der amerikanischen Schriftstellerin Donna Tartt.

„Da ich den Urlaub in Brandenburg und Berlin verbringen werde und mich sehr für Geschichte und speziell die Spätphase der Weimarer Republik interessiere, werde ich ,Babylon Berlin‘ im Reisegepäck haben‘“, berichtet Eckart Preen, Chef der Wirtschaftsförderung. „Dann kann ich im September auch besser beurteilen, wie die Umsetzung des Romanstoffes gelungen ist, wenn die Fernsehserie im Free-TV ausgestrahlt wird.“ Der Inhalt: „Berlin, im Frühjahr 1929: Eine Metropole in Aufruhr. Ökonomie und Kultur, Politik und Unterwelt — alles befindet sich in radikalem Wandel. Spekulation und Inflation zehren bereits an den Grundfesten der immer noch jungen Weimarer Republik. Wachsende Armut und Arbeitslosigkeit stehen in starkem Kontrast zu Exzess und Luxus des Nachtlebens und der nach wie vor überbordenden kreativen Energie der Stadt.“

Der Maler Frank Jacob Esser vom Atelier am Wald pflegt einen guten Brauch. „Wir nehmen immer ein so genanntes Familienbuch mit in den Urlaub, das auch der Sohn mag. Dann wird gemeinsam gelesen.“ Vor Jahren sei es „Ein Krokodil taucht ab“ von Nina Weger gewesen, Krokodil Pauls wundersame Reise in die Tiefen der Kanalisation. „Jetzt ist es ,Layers‘ der Bestseller-Autorin Ursula Poznanski“, erzählt der Künstler. Er findet: „Ursula Poznanski hat einen extrem spannenden Jugendthriller über Realität, Wahrnehmung, Freundschaft, Vertrauen und das selbstbestimmte Leben junger Menschen geschrieben. Virtuelle Realität verschiebt die Maßstäbe der eigenen Wahrnehmung und Flucht wird zum dominierenden Thema.“

„Für diesen Sommer habe ich mir vorgenommen, eine meiner Lücken zu beseitigen: ,Buddenbrooks. Verfall einer Familie‘ von Thomas Mann“, berichtet Katia Baudin, Leiterin des Kaiser-Wilhelm-Museums. Es ist die zeitgenössische Literatur, die mich zu diesem Klassiker führt. Die Lektüre des französischen Romans „L’Art de perdre“ von Alice Zeniter, in dem die Autorin das Schicksal von drei Generationen einer französischen Familie algerischen Herkunft schildert, hat vor kurzem mein Interesse geweckt, den Gesellschaftsroman von Mann zu lesen, einer der frühsten und einflussreichsten ,Familiensagas‘ der Literatur.“

Volkshochschulleiterin Inge Röhnelt macht es kurz: „Meine Urlaubslektüre ist die Biographie von Marina Abramovic. Sie stellt gerade in der Bundeskunsthalle Bonn aus, und ich war von dieser Ausstellung beeindruckt.“ Außerdem fahre ich nach Schottland und habe mir vorgenommen: ,Maria Stuart‘ von Stefan Zweig.“

Auch Theaterintendant Michael Grosse kommt im Urlaub nicht ohne Arbeit aus. „Ich lese stets Bücher, deren Inhalt auf die Bühne könnte. Unter diesen Textbüchern ist es diesmal ,Wallenstein‘.“

Jens Sattler, Geschäftsführer des Stadtsportbundes, hat die Qual der Wahl. „Mein Bücherstapel für die Urlaubsreise wird immer größer. Obenauf liegt das Werk eines Mannes, der auch Musiker ist: Thees Uhlmann mit seinem Debütroman „Sophia, der Tod und ich“. Zum Inhalt: „Der Tod gibt sich die Ehre und bringt Leben in die Bude. Es geht ums Ganze. Aber statt den Erzähler ex und hopp ins Jenseits zu befördern, gibt es ein rasantes Nachspiel.“ Sattler: „Es ist ein sehr lustiges Buch. Ich habe die Autorenlesung in Berlin erlebt und werde nun in Ruhe nachlesen.“

Für Jürgen Sauerland-Freer heißt es: „Drei Bücher in drei Wochen.“ Er beginnt mit „Die goldene Stadt“ von Sabrina Janesch. „Hier reicht der Lokalkolorit in die große weite Welt“, findet Sauerland-Freer. Das Geburtstagsgeschenk von Kolleginnen handelt von einem Krefelder: Augusto Berns will die verlorene Stadt der Inka, Machu Picchu in Peru, gefunden haben.“ Weiter geht es mit einem Sachbuch: „Die Gesellschaft der Singularitäten“ von Andreas Reckwitz. „Ausgehend von dieser Diagnose, untersucht Reckwitz den Prozess der Singularisierung, wie er sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Ökonomie, Arbeitswelt, digitaler Technologie, Lebensstilen und Politik abspielt.“ Das dritte liest er erneut. „Es ist das aus 1963 stammende ,Irrlicht und Feuer‘ von Max von der Grün. „Mit diesem kritischen Roman handelte sich der ehemalige Bergmann viel Ärger ein. Für mich ist es besonders interessant, da meine beiden Großväter unter Tage gearbeitet haben.“

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