Das Fohlen der Fantasie

WDR-Intendantin Monika Piel nahm das närrische Steckenpferd in Empfang. Viel Kölner Prominenz im Seidenweberhaus.

Krefeld. Ihr dreistufiges rheinisches Führungsprinzip beim WDR hat dessen Intendantin Monika Piel den Krefeldern empfohlen, als die im voll besetzten Seidenweberhaus das 22. Närrische Steckenpferd der Krefelder Prinzengarde in Empfang nahm: Et kütt wie et kütt, Watt fott is', is' fott, Et hätt noch emmer juet jejange.

Piel ist die zweite Frau in der Reihe der Steckenpferd-Ritter. Vielleicht deshalb hielt der Kabarettist und Vorjahresritter Richard Rogler seine Laudatio auf die Rolle der "Frau an sich".

Vor die Übergabe des hölzernen Steckenpferdes hatte Präsident Rainer Küsters die Zwangsmitgliedschaft der Intendantin bei der Prinzengarde und die sofortige Ernennung zur Majorin gesetzt. Ein Steckenpferd sei ein Fohlen der Fantasie und fresse den Hafer der Träumerei, wurde Küsters elegisch.

Die neue Ritterin verfiel schnell in den kölschen Akzent und bestätigte damit Roglers Behauptung, sie sei eine bekennende Rheinländerin. So konnte sie ihre Spitzen gegen das ZDF gut verpacken: Wenn Jörg Pilawa dort Thomas Gottschalk ersetzen wolle, müsse er noch 20 Jahre warten. Dann sei er auch im richtigen Alter für den Mainzer Sender. Deshalb habe des Quizmasters Ankündigung sie nicht erschreckt: "Watt fott is'..."

Humor, so Rogler, müsse Monika Piel schon haben, wenn sie für das WDR-Programm die Verantwortung trage: "Sehen Sie sich das an, dann wissen Sie, was die Frau durchmacht." Piel zeigte sich stolz über die Steckenpferd-Ehre, verriet ihre Probleme mit den Westfalen und gestand, dass man manche Sendungen besser nur höre statt sie zu sehen.

Stolz konnte die neue Ritterin auch auf das Programm sein, dass ihr zu Ehren und dem Publikum zum Gefallen ablief: Die Bläck Fööss mit kölschen Liedern und Dr. Ludger "Jupp" Stratmann, selbst seit 2002 Steckenpferd-Ritter, der die westfälische Ehre zu retten versuchte. Ferner die neun Ratsherren aus Unkel, die mit ihrer Musik die Gäste von den Stühlen rissen, und Wolfgang Reich aus Düsseldorf, der nicht bedauerte, dass Deutschland von "zwei Mädels" (Merkel und Westerwelle) regiert wird.

Eine "Symbiose zwischen Kirche und Karneval" gelang Willibert Pauels, dem "Bergischen Jung", der als Diakon auch den Kölner Kardinal Meisner aufs Korn nahm: "Der hat ein Doppelbett, da kann der sich auch nachts querlegen." Die Veranstalter, die das Spektakel mit einem prachtvollen Einmarsch des Rates und der Aktiven mit Spielmanns- und Stabsmusikzug eröffnet hatten, wären keine Garde, wenn sie nicht wieder glanzvolle Freunde eingeladen hätten: Die Kölner Bürgergarde Blau-Gold, die schmissigen Prunk in die Sitzung brachte, die von der Neusser Bundesschützenkapelle musikalisch gestaltet wurde. Als Urgestein des Kölner Karnevals sang Marie-Luise Nikuta (71) zu später Stunde Lieder mit "Häzz un Gemöt", bevor das Krefelder Prinzenpaar Christian und Ursula mit den Rheinmatrosen das Finale gestalteten.

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