Handwerk Das Ausbildungszentrum beklagt fehlende Anerkennung

Seit 40 Jahren bilden drei Handwerksinnungen außerhalb von Betrieben aus. Es fehlt ihnen aber an Abiturienten.

Handwerk: Das Ausbildungszentrum beklagt fehlende Anerkennung
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Es war der 3. Juli 1977 als Helmut Rohde, damaliger Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, das Überbetriebliche Ausbildungszentrum an der Hansastraße eröffnet hat. 2,5 Millionen Deutsche Mark betrugen damals die Kosten und schufen Platz für nahezu 100 Auszubildende. Heute, 40 Jahre später, feiert das Zentrum Jubiläum. Noch immer sorgen die drei Innungen des Krefelder Handwerks, bestehend aus den Bereichen KFZ, Metall und Sanitär-Heizungs-Klima (SHK) mit dafür, dass der Nachwuchs im Handwerk auf dem neusten Stand ausgebildet wird.

Was sich verändert hat, sind die Zahlen. Aus 100 Azubis wurden bis heute 415, und auch wenn die Tendenz vom Handwerksberuf abgeht, sieht sich das Zentrum für die Zukunft gut aufgestellt, wie Kreishandwerksmeister Rolf Meurer erklärt: „Das Handwerk war schon immer traditionell und so ist es auch heute noch. Wir sind immer mit dem neusten Stand der Technik mitgegangen und sind top ausgerüstet.“ Zwar ist die Anzahl der Bewerbungen auch bei der Kreishandwerkschaft rückläufig, dennoch können konstante Ausbildungszahlen vorgewiesen werden.

Als Teil der dualen Ausbildung veranstaltet das Zentrum Teilnehmerwochen, in denen die Lehrlinge verschiedene Aufgaben ihrer Ausbildung erledigen können. Während in vielen Betrieben oftmals auftragsorientiert gearbeitet wird, setzt das Überbetriebliche Zentrum genau dort an. Meurer sagt: „Die Lehrgänge sollen mögliche Ausbildungslücken schließen, da hier nicht anhand einzelner Aufträge gearbeitet wird.“ Zusammen mit den Zentren in Neuss und Viersen lag die Anzahl der Teilnehmerwochen im vergangenen Jahr somit bei 1045. Knapp 95 Prozent der Auszubildenden im Überbetrieblichen Zentrum werden nach der Lehre in diverse Unternehmen übernommen.

Doch liegt auch auf der Hand, dass der Trend vom Handwerk weg geht. Die Anzahl der Absolventen mit Abitur ist steigend, viele setzen das Studium vor die Ausbildung. Die drei Obermeister Dietmar Lassek (KFZ), Leo Jürgens (Metall) und Willi Gobbers (SHK) sehen den Fehler vor allem in der Gesellschaft. Gobbers sagt: „Es fehlt immer noch an der Anerkennung für den Handwerksberuf. Viele denken, das Studium wäre bedeutender und die Ausbildung nur der zweite Weg.“

Dabei sind die Zeiten, in denen KFZ-Mechatroniker Keilriemen ausgetauscht haben oder den Ölstand kontrollieren lange vorbei. „Wir arbeiten mit den neusten Technologien und brauche geeignete Bewerber. Wer denkt, als Abiturient wäre man überqualifiziert, liegt völlig falsch“, meint Dietmar Lassek und führt aus: „Wir reden heute von Hybridfahrzeugen und aufwendiger Fahrzeug-Elektronik. Das Überbetriebliche Zentrum steht für Innovation.“ Innovationen, mit denen auch in den nächsten 40 Jahren weitergegangen wird.

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