Historie Da steht sie, die leere Hauptpost

Seit Ende März hat das beeindruckende Gebäude am Ostwall seine ursprüngliche Funktion verloren. Ein Blick zurück in die Geschichte.

Krefeld. So hatten sich die Architekten das wohl nicht vorgestellt: Das eindrucksvolle Gebäude der Hauptpost steht leer. Die Post ist Ende März ausgezogen, damit hat das Gebäude seine eigentliche Bestimmung verloren.

Im April 1894 wurde am Ostwall 215 ein neues Postgebäude für Krefeld eingeweiht, das kaiserliche Reichspostamt. Diesem Hauptpostamt wurden mehrere Zweig-Postämter unterstellt. Auf dem Grundstück befand sich vorher das sogenannte Neue Schloss, welches sich der Kommerzienrat Conrad Wilhelm von der Leyen hatte errichten lassen und in dem einmal König Wilhelm I. zu Gast war. Das Anwesen wurde vom damaligen Besitzer Alexander von Heimendahl an die Reichspostverwaltung verkauft. Es wurde 1891 abgerissen. Eine für den besonderen Anlass herausgegebene Denkschrift beschreibt es so: „Im ersten Baujahr wurde das Flügel- und Quergebäude (. . .) unter Dach gebracht und vom Hauptgebäude das Mauerwerk des am Ostwall belegenen Theils des Erdgeschosses ausgeführt.“

Im zweiten Jahr entstand der Mittelbau, der im dritten Baujahr vollendet wurde. Der Bericht erwähnt, dass die mit Kupfer eingedeckte Kuppel und die rückwärtigen Fernsprechtürme viel Mühe und Zeit gefordert haben. Im Dezember 1893 wurde bereits die Fernsprechvermittlung in Betrieb genommen. Danach bezogen der Postamts- und auch der Telegraphenamtsvorsteher ihre Dienstwohnungen im Obergeschoss und der Postbetrieb konnte losgehen. Die Denkschrift beschreibt die Lage des Grundstücks so: „Das neue Postgrundstück liegt im vornehmsten Stadttheile und ist von drei Straßen, dem Ostwall, dem Nordwall und Jungfernweg zugänglich. Die Baulichkeiten bestehen aus dem Hauptgebäude, einem Flügel- und hinteren Quergebäude, den beiden Wagenhallen mit je einem Abortflügel und Gerätheschuppen.“

Mit der jetzigen Umwandlung des Gebäudes der Hauptpost auf dem Ostwall ist auch ein Stück Krefelder Postgeschichte verbunden. Wobei man bedenken muss, dass Teile des heutigen Krefeld lange zur Grafschaft Moers und andere, wie beispielsweise Uerdingen, zum Kurfürstentum Köln gehörten. Also gab es eine unterschiedliche Entwicklung. Für das alte Crefeld begann die Postgeschichte eigentlich mit dem Besuch Friedrich des Großen im Jahre 1751, nach dem das Städtchen eine eigene Posthalterei bekam. Nachgewiesen ist ein Postamt 1770 auf der Lutherischen-Kirch-Straße. 1814 wurde das Amt zur Friedrichstraße 23 verlegt, einige Jahre später zur Hochstraße in die Nähe des damaligen Rathauses. Man darf nicht nur an die Briefpost denken, vielmehr kümmerte sich das Postamt auch um die Postwagen. 1820 gab es für die damalige Briefpost in Crefeld nur einen Briefträger.

Eine weitere Verlegung geschah im Jahre 1825, das Amt zog um zur Rheinstraße. Dieses neue Krefelder Posthaus bestand aus vier Stuben. Nach dem Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz im Jahre 1849 entstanden schrittweise weitere Postämter, beispielsweise am Hauptbahnhof sowie im Osten und Westen der Stadt. Dem Uerdinger Postamt wurden die Poststellen in Bockum und Linn unterstellt. Dass es durch eine Lücke im Postgesetz damals auch „Privatposten für ein Stadtgebiet“ gab, sei nur am Rande erwähnt. Doch deren Existenz war zu verdanken, dass die Reichspost ein verbilligtes Ortsporto einführte. Als Krefeld im Jahre 1851 40 000 Einwohner hatte, gab es im Stadtgebiet fünf Briefkästen, die viermal täglich geleert wurden. Eine „Hoch-Zeit“ für das deutsche Postwesen gab es seit der Wende ins 20. Jahrhundert. Nun scheint die Digitalisierung wiederum eine neue Epoche einzuläuten. Seit Ende März ist das kaiserliche Postamt verwaist. Das Postbank-Finanzcenter ist nun am Ostwall 130-132 untergebracht.

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