Christen sollen sich Kirchen teilen

Manfred Rekowski, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, lobt die ökumenische Begegnungsstätte in Hüls als Paradebeispiel.

Christen sollen sich Kirchen teilen
Foto: Andreas Bischof

Kennen Sie eigentlich den Unterschied zwischen einer Visite und einer Visitation? Diesen erklärte in humorvollen Worten Manfred Rekowski: „Visite ist, wenn die Schwiegermutter einen besucht, Visitation, wenn die Schwiegermutter einlädt.“ Einige Schwiegermütter dürften gestern in der ökumenischen Begegnungsstätte in Hüls gewesen sein. Denn dort begann Manfred Rekowski (59), Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, mit weiteren Vertretern der Kirchenleitung seine zweitägige Visite im Kirchenkreis Krefeld-Viersen.

Zahlreiche Vertreter des öffentlichen und konfessionellen Lebens hatten sich eingefunden. So unter anderem Superintendent Burkhard Kamphausen, Regionaldekan Johannes Quadflieg, Krefelds OB Frank Meyer, Kreisdirektor Ingo Schabrich, katholische Seelsorger , der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Krefeld, Michael Gilad, und außerdem der Vorsitzende der Union der türkischen und islamischen Vereine in Krefeld und Umgebung, Mesut Akdeniz.

Manfred Rekowski, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, zu seinem Wunsch

Der Visite schlossen sich ferner der Kreissynodalvorstand (KSV) des Kirchenkreises Krefeld-Viersen an, der in den 26 Gemeinden rund 100 000 Mitglieder hat. Manfred Rekowski, der seit etwa fünf Jahren mit seinem Team jährlich bis zu zwei Kirchenkreise (insgesamt gibt es im Rheinland 38 davon) besucht, war von der Hülser Einrichtung beeindruckt. Er sagte: „Warum gibt es nicht mehr solcher ökumenischer Wohngemeinschaften, in der sich die Christen die Kirchen und Räume gemeinsam teilen und dadurch für mehr Aufschwung und Leben sorgen könnten? Das ist hier dafür ein Paradebeispiel.“ Fantasie und neue Wege seien gefragt.

Die evangelische Pfarrerin, Doerthe Brandner, nahm gemeinsam mit dem katholischen Pfarrer von St. Cyriakus, Paul Jansen, die Gelegenheit wahr, diese Begegnungsstätte mit denen vielen Mütter-und-Kind-Gruppen, den gemeinsamen Treffs und Frühstücksangeboten sowie den kulturellen Angeboten und Ausstellungen vorzustellen. „Wir suchten damals solch einen Treff, da hier im Neubaugebiet der Roßmühle Platz für rund 4000 Menschen geschaffen werden sollte.

Für die Verwirklichung des 1999 fertiggestellten Projekts (Volumen: damals etwa 3,6 Millionen Deutsche Mark) sorgten beide Hülser Kirchengemeinden. Oberbürgermeister Frank Meyer war von der Begegnungsstätte mit seiner Vielfalt und mit den unterschiedlichen Konfessionen ebenfalls sehr angetan, bezeichnete auch diese Arbeit für die Gesellschaft als unverzichtbar und als ein großes Glück für die Seidenstadt. Als Erinnerung an Krefeld übergab Meyer dem Präses eine kleine Skulptur des Seidenweber-Denkmals, des Meisters Ponzelar.

Nach einem ersten Gedankenaustausch ging es dann gestern für die Funktionäre weiter. Sie informierten sich am Rhein-Maas-Berufskolleg über das Projekt „Schüler bauen für Haiti“, sahen sich das Diakonische Werk in Dülken und die generationsübergreifende Arbeit der evangelischen St. Töniser Kirchengemeinde an. Heute ist man unter anderem in Meerbusch, in Willich oder lernt das Projekt „The Church Projekt“ in Fischeln kennen. Und was sich Präses Manfred Rekowski noch wünscht: „Dass wir mehr jüngere Leute für unsere Arbeit begeistern und mitnehmen.“

Daran soll auch 2019 bei einer Jugend-Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland gearbeitet werden. Frank Meyer äußerte seinen Wunsch, die friedliche Zusammenarbeit mit den jüdischen, türkischen und islamischen Vereinen und Glaubensgruppen weiter zu intensivieren. So wie es die Ökumenische Begegnungsstätte in Hüls vormacht.

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