Arbeit Caritas: Job-Coaching für Flüchtlinge

Potenzial auch in Krefeld nutzen. Freie Wohlfahrt legt Studie vor. Viele Flüchtlinge arbeitslos

Arbeit: Caritas: Job-Coaching für Flüchtlinge
Foto: Andreas Arnold/dpa

Krefeld. Die Arbeitslosigkeit von Flüchtlingen in der Stadt Krefeld ist gestiegen. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW hervor. Lag die Zahl in Krefeld im Juni 2015 noch bei 210 Personen, stieg sie im Juni 2017 auf 802 an. Damit liegt Krefeld im Landestrend. „Dass geflüchtete Menschen inzwischen auch in der Arbeitsmarktstatistik sichtbar werden, darf nicht verwundern“, sagt Roman Schlag, Fachreferent für Arbeitsmarktpolitik beim Caritasverband Aachen.

Das hänge mit der starken Fluchtmigration im Jahr 2015 und der Beschleunigung der Asylverfahren zusammen — aus Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien kämen die meisten. In dem Zuzug liege eine Chance, „wenn man jetzt an den richtigen Stellschrauben dreht“. In Krefeld sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus nicht europäischen Asylherkunftsländern zwischen September 2015 und September 2016 um 36,3 Prozent auf 248 Personen gestiegen. „Wir verkennen nicht, dass trotz dieses Potenzials noch viel zu tun ist, um Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagt Schlag.

Einer der Punkte, die die Integration erschweren, ist nach den aktuellen statistischen Erhebungen der Bundesagentur für Arbeit die mitgebrachte schulische und berufliche Qualifikation. Zwar haben 21 Prozent ein überdurchschnittlich hohes schulisches Bildungslevel durch Abitur oder Hochschulreife, aber der Anteil Geflüchteter ohne Hauptschulabschluss ist mit 14,6 Prozent ebenfalls vergleichsweise hoch. „Was wir aber positiv vermerken sollten ist: Bei vielen Geflüchteten ist von einem großen Bildungspotenzial auszugehen“, sagt Schlag. In NRW seien 62 Prozent der Geflüchteten jünger als 35 Jahre.

Im Moment kommen in Krefeld für 34,3 Prozent der Flüchtlinge Jobs auf Helferniveau in Frage, nur 13,3 Prozent sind als Fachkraft oder Spezialist geeignet. Allerdings gilt in der Statistik jeder als „Helfer“, der beispielsweise keine berufspraktische Anerkennung in Deutschland hat — also auch Ärzte oder Apotheker. „Es muss strukturiert und engagiert in die Qualifizierung von jüngeren Arbeitslosen investiert werde. Sprachförderung, die Anerkennung von Berufsabschlüssen sowie Investitionen in berufliche Qualifizierung und Berufsausbildung sind wichtige Beiträge für eine nachhaltige Arbeitsmarktintegration“, sagt Schlag.

Deshalb fordert die Freie Wohlfahrtspflege für Geflüchtete individuelle, bedarfsgerechte und kontinuierliche Begleitung zur Integration in Ausbildung und Arbeit durch längerfristige und an pädagogischen Konzepten ausgerichtete Coaching-Angebote. Eingliederungsprozesse müssten längerfristig ausgerichtet werden. „Die Jobcenter brauchen dafür zusätzliche Finanzmittel aus Berlin, *mit denen auch mehrjährige Fort- und Weiterbildungen finanziert werden können“, sagt Schlag.

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