Krefeld Buschhüter-Haus: Ärger um Fenster

Krefeld. Die Häuser des Krefelder Architekten Karl Buschhüter sind einzigartig, die meisten stehen aufgrund ihrer baulichen Besonderheit auch unter Denkmalschutz. Auch die in Krefeld, sollte man meinen.

Das fast 100 Jahre alte Haus hat zwei neue Fenster. Im Hintergrund ist eins der drei Häuser zu sehen, die in den letzten Jahren hinter dem historischen Bau errichtet wurden.

Das fast 100 Jahre alte Haus hat zwei neue Fenster. Im Hintergrund ist eins der drei Häuser zu sehen, die in den letzten Jahren hinter dem historischen Bau errichtet wurden.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Das Campendonk-Haus hat nun neue Besitzer, und zur Straßenseite hin sind kürzlich zwei neue bodentiefe Fenster eingelassen worden, zwischen die zwei kleinen, die vorher schon da waren. Manche stört das.

Zunächst scheint es verwunderlich, dass an so einem geschichtsträchtigen Wohnhaus — Buschhüter errichtete es um das Jahr 1922 für den Krefelder Maler Heinrich Campendonk unter dem Bauherren Paul Multhaupt — Änderungen vorgenommen werden dürfen. Doch die Faktenlage zeigt: Hier geht alles mit rechten Dingen zu. Mehr noch, man kann froh sein, dass das Haus sich nur so wenig verändert hat.

Denn das Haus Campendonk hat den Denkmalschutz nie bekommen. Der Grund: ein Versäumnis der Stadt. Der Voreigentümer hatte 2010 den Antrag auf Eintragung gestellt. Das Haus erhielt auch den vorläufigen Schutz nach Paragraph 4 des Denkmalschutzgesetzes, ein Jahr später ging das Gutachten des Landschaftsverbandes Rheinland ein, das bestätigte, dass es sich bei dem Gebäude um ein Baudenkmal handelt. Unter Denkmalschutz stellte die Stadt das Haus aber dennoch nicht, denn: „Im gleichen Monat musste die Akte an das Verwaltungsgericht wegen eines dort anhängigen Verfahrens abgegeben werden.

Als die Akte dann nach rund anderthalb Jahren zurück kam, wurde sie versehentlich im Aktenarchiv abgelegt“, so Gerhard Hanisch von der Unteren Denkmalbehörde. Bei dem Verfahren handelte es sich um die Klage des Eigentümers gegen die sehr enge Bebauung des angrenzenden Grundstücks, das einst zum Garten gehörte.

Die Stadt bekam jedoch Recht. Der Antrag wurde also nicht weiter bearbeitet. Nun haben die neuen Eigentümer ein Haus gekauft, das nicht unter Denkmalschutz steht, dessen Sicht auf einer Seite aber mehr als unschön verbaut ist. „Das Campendonk-Haus hat eine außerordentliche Geschichte, es gehört zum kulturellen Erbe der Stadt. Gleichzeitig muss man die Situation der neuen Eigentümer verstehen, die da schließlich leben wollen und deren Bedürfnisse auch berücksichtigt werden müssen“, erklärt Peter Gerlitz, der Vorsitzende des Bürgervereins Kliedbruch. „Aber jede andere Stadt hätte aus dem Haus längst ein Museum gemacht.“

Tatsächlich ist vergleichsweise wenig passiert, im Gegensatz zu dem, was alles noch hätte geschehen können. Lediglich zwei Fenster, in Stil und Farbton den anderen Fenstern sehr ähnlich und symmetrisch zum Gesamtbild passend, wurden zur Straßenseite hin eingelassen. Mehr soll auch nicht passieren, auch nicht im Inneren. Und das ist ein großes Glück. Hätten die neuen Eigentümer weniger Sinn für die Besonderheit des Hauses, sie hätten weit mehr ändern können, ohne dafür Genehmigungen zu benötigen. „Für den Bürgerverein ist es wichtig, dass das Haus in seiner Struktur und seiner Art erhalten bleibt“, so Peter Gerlitz.

Derzeit befindet die Stadt sich in Verhandlung mit den neuen Eigentümern, um den Denkmalstatus für das Haus nun doch zu erwirken, eben in seiner jetzigen Form. „Die aktuellen Eingriffe stellen zwar eine Beeinträchtigung des Denkmals dar. Jedoch ist die Denkmaleigenschaft des Gebäudes nicht erloschen.

Das seinerzeit begonnene Eintragungsverfahren wird jetzt wieder aufgenommen“, erklärt Gerhard Hanisch. Im Inneren des Hauses befinden sich von Buschhüter eingesetzte, fest eingebaute Möbel, und mit seiner äußeren Galerie zur Straßenseite hin und dem Krüppelwalmdach ist es ein besonderes Zeugnis des architektonischen Schaffens Buschhüters. „Das soll alles erhalten bleiben, mehr soll sich nicht ändern.

Wir stehen in einem guten Dialog mit den Eigentümern“, betont Hanisch. Der vormals verwilderte Garten zur Straße hin werde nun auch erneuert. „Die eigentliche Verschandelung begann sicher mit der zu engen Bebauung des hinteren Grundstücks“, findet der promovierte Buschhüter-Experte Walfried Pohl. „Als Vorreiter des ökologischen Bauens und Lebens war Buschhüter die Einheit von Haus und Garten für seine Bauwerke besonders wichtig.“ Im Grabe drehe der eigenwillige Architekt sich so oder so rum, vermutet Pohl.

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