Comedy im König-Palast Bülent Ceylan: Humor in „kronker“ Welt

Comedian Bülent Ceylan verbreitet im König-Palast über drei Stunden lang beim Publikum ausgelassene Stimmung.

Comedy im König-Palast: Bülent Ceylan: Humor in „kronker“ Welt
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Bülent Ceylan hätte Rapper Cossu als Einheizer gar nicht gebraucht, obwohl der am Sonntag die 3300 Besucher im König-Palast auf Betriebstemperatur brachte. Ein „Krefeld, ich will Euch hören“ reicht von dem Comedian aus, der hier fast schon Dauergast ist, und die Fans toben. Im lockeren Plauderton kümmert sich der sympathische Mannheimer in seinem neuen Programm „Kronk“ um die kleinen Wehwehchen ebenso intensiv wie um die Epidemien unserer Zeit: Intoleranz, Respektlosigkeit und mangelnde Nächstenliebe.

Kronk ist mannheimerisch und steht für krank im Sinne von bekloppt, erläutert Ceylan. „Wer hätte gedacht, dass die Welt so krank ist, dass ein Trumpeltier Präsident wird?“, fragt er und ergänzt unter tosendem Beifall: „Hauptsache, wir haben Pressefreiheit, lass die anderen machen, was sie wollen.“ Und zu seiner Profession: „Wir dürfen uns von Terroristen niemals das Lachen nehmen lassen.“ Eine von Ceylans Stärken ist, dass er Ansichten mit gesundem Menschenverstand vertritt. Selbst wenn er dabei kritisiert und lästert, was das Zeug hält, kann man ihm nicht böse sein, weil er das mit Charme und einem Lächeln wettmacht und sich selbst ständig dabei auf den Arm nimmt.

Bülent Ceylan, Comedian

Offen kokettiert Ceylan mit seinem Migrationshintergrund — der Vater Türke und Muslim, die Mutter Deutsche und Katholikin, er Deutscher ohne Religionszugehörigkeit. „Ich darf also Schweinefleisch essen, aber nur die Hälfte“, witzelt er. „Meine Eltern haben sich geliebt und das ist dabei herausgekommen“, wirbt er für Toleranz und Nächstenliebe. „Herzlich willkommen, egal woher ihr seid“, ruft er in die Halle und erntet erneut Applaus. Er entlarvt Vorurteile und Absurditäten im Umgang mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und fordert Respekt, hebt dabei aber nie mahnend den Finger.

Er selbst schlüpft in die deutsche oder die türkische Rolle, nennt sich Kanake und hält dem Publikum den Spiegel vor: „Es muss erst ein Türke auf die Bühne kommen, damit die Deutschen selbstbewusst werden — das ist kronk“, findet er. Dann nimmt er das oft widersprüchliche Verhalten von Veganern aufs Korn und lästert über die krankhafte Präsenz in den Sozialen Medien. „Was habt ihr vor Computern und Handys gemacht? Wart ihr früher 20 Mal am Tag am Briefkasten?“

Das gelingt ihm auch bei seinen Rollenwechseln, etwa mit offenem Haar, Brille und Pelz als Anneliese Charlotte, die ein esoterisches Geschäft in Mannheim betreibt, oder als Hausmeister „Mompfred“. Selbst zum ausgeleierten Thema „Mann mit Frau beim Einkaufen“ fällt ihm noch Lustiges ein: „Die Umkleidekabine ist ein Ort, an dem Frauen das Umziehen lernen“, doziert er, „davor ein Warteplatz für die Männer mit einer ,Brigitte’ auf dem Tisch. Die Kommunikation mit der Frau auf die Frage ,Weißt Du, was mir gar nicht passt?’ beendet er lapidar: ,Ja, Größe 36!’“

Mit André und Kemal ruft er zwei Besucher auf die Bühne und zeigt, dass er auch Stand-up-Comedy kann. Zum Abschied beweist Ceylan unter Böllerschüssen und Feuerwerk seine Qualitäten als Sänger, bevor er sich mit einem Kameramann auf die Runde durch den Königpalast macht, um überraschte Besucher auf der Leinwand zu zeigen und in Situationskomik zu verwickeln. Dann lässt er sich vom Publikum feiern.

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