Brutale Karnevalsschlägerei: Kam der erste Schlag vom Opfer?

Drei Männer sind wegen versuchten Totschlags angeklagt. Ein Kripo-Beamter erlitt am Karnevalssonntag schwere Verletzungen.

Krefeld. Die einen hatten am 13. Februar in Verberg einen Kegelabend verbracht - die anderen in der Oppumer Dorfschenke und beim dortigen Tennisclub am Abend dieses Karnevalssamstages mit Whisky-Cola "vorgeglüht". Dann kamen Angehörige beider Gruppen auf die Idee, der "Rhenania-Allee" einen Besuch abzustatten - und in der dortigen Spießbraten-Stube etwas zu essen.

Gegen 3.15 Uhr am frühen Sonntag prallten Petar M. (33), Nuyan A. (34) und Cendiz U. (33) auf Olaf B. (41.) Letzterer gehörte zur Kegler-Gruppe, ist von Beruf Kriminaloberkommissar und überstand die Auseinandersetzung schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft unterstellt M., A. und U., den Tod des Mannes in Kauf genommen zu haben: Deshalb die Anklage wegen versuchten Totschlags.

Sieben Stunden versuchte die 2. große Strafkammer unter Vorsitz von Herbert Luczak am Dienstag, die Ereignisse vor und im Imbiss sowie auf der gegenüber gelegenen Straßenseite aufzuarbeiten. Ein Motiv kam nicht zutage, dafür verwirrende Aussagen, was nicht wundert, da alle Zeugen bis auf zwei in dieser Nacht unter Alkohol standen - und vielleicht auch zugunsten des Polizeibeamten aussagen wollten. Olaf B., gegen den die Staatsanwaltschaft ein Körperverletzungsverfahren eingestellt hat, kann sich an Tathergang und Vorgeschichte nicht erinnern: "Ich weiß nicht einmal mehr, wer im Picnic bezahlt hat."

Dort hatten die Kegler drei Stunden lang "Absacker" zu sich genommen. Am Ende kam B. mit einem Bruch des Augenhöhlenbodens, Gehirnerschütterung, abgesplitterten Zähnen, Platzwunden im Gesicht und am Hinterkopf ins Klinikum. Nachdem er Doppelbilder gesehen hatte, musste sich der Beamte einer Operation unterziehen, die ihn nochmals drei Tage ans Krankenhaus-Bett fesselte.

Nüchtern waren in dieser Nacht die Verkäuferin in der Imbisstube, Monika H. (47), und die Ernährungsberaterin Andrea A. (49) aus Tönisvorst, die in jener Nacht Mutter, Bruder, Freund und Tochter zur "Allee" gefahren hatte. Die Familie griff beherzt ein, als der Polizeibeamte in der Imbissstube von zwei jungen Männer "nach draußen geholt" wurde. Die Verkäuferin hat den Rempler eines Mannes mitbekommen, worauf der Angerempelte - der Beamte in seiner Freizeit - gesagt haben soll: "Man kann sich auch entschuldigen." Das Motiv für eine derart brutale Körperverletzung?

Die Familie von Andrea A. brachte die Streithähne auf der Straße zunächst auseinander: "Wir wollten keine Schlägerei sehen." Die Zeugin nimmt das Opfer nicht in Schutz. "Er hat sich uns als Polizist zu erkennen geben, auch die Dienstmarke gezeigt." Eine Einladung auf ein Bier im Picnic lehnte Olaf B. ab. "Die krieg ich gleich", soll er gesagt haben und dem Trio langsam entgegen gegangen sein.

Mit beiden Händen habe der Beamte Cendiz U. eine "Doppelklatsche" auf die Ohren gegeben. U. aber erinnert sich nur an eine einseitige Ohrfeige. Als die Situation eskalierte, setzte er sich ab. Petar M. (1,59 Promille) und Nuyan A. (1,9 Promille) warfen den Kripo-Beamten in den Rinnstein und traten auf seinen Kopf ein. "Sieben, acht Mal", schätzt die Zeugin. "Er hatte keine Chance." Ihre 22-jährige Tochter habe einen Täter angebrüllt, bis dieser aufhörte, während ihr Freund den zweiten an einem Auto festsetzte.

Cendiz U., im Gegensatz zu den Mitangeklagten auf freiem Fuß, will nicht gehört haben, dass sich Olaf B. als Beamter zu erkennen gegeben hat. Der mutmaßliche Haupttäter Petar M. hat inzwischen 1.000 Euro Schmerzensgeld an B. gezahlt - das Geld liegt noch in der Kanzlei seines Anwaltes. Fortsetzung am Montag.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort