Eros-Center Krefelder Bordell bewahrte die Kulturfabrik vor dem Konkurs

In den Unterlagen zu geheimen Absprachen zwischen der Stadt Krefeld und dem Eros Center finden sich eindeutige Hinweise auf Spenden mit System.

Eros-Center: Krefelder Bordell bewahrte die Kulturfabrik vor dem Konkurs
Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Die Spendengelder, die im Rahmen der geheimen Absprachen zwischen Stadt und Eros-Center geflossen sind, können in einem Fall genau zugeordnet werden. Adressat war die Kulturfabrik Krefeld, die insgesamt mit 338 132,75 Euro an Spendengelder vom Betreiber des Bordells an der Mevissenstraße bedacht wurde.

Die Zahlungen beginnen im Jahr 1998. Am 23. Januar 1998 heißt es dazu in einem Anwaltsschreiben der Verwaltungs-GmbH des Bordells, das 72 000 DM jährlich „für kulturelle Zwecke der Stadt Krefeld oder für kulturelle Fördermaßnahmen in Krefeld“ überwiesen werden. Von Seiten der Spender hofft man damit, „eine für beide Seiten zufriedenstellende Regelung gefunden“ zu haben. Obwohl im Spendenzweck relativ offen formuliert ist, wofür das Geld genutzt werden kann, sind in dem Prüfbericht nur Zahlungsflüsse zu einer kulturellen Einrichtung vermerkt. Der Kulturfabrik.

Die erste aktenkundige Zahlung datiert vom 9. März 1998. Es handelt sich um 12 000 DM mit Spendenquittung. Eine Mitteilung an den Rat der Stadt über die Spende bleibt damals aus, weil der damalige Vorsitzende der Mehrheitsfraktion (CDU) persönlich vom Kulturdezernenten der Stadt informiert worden sei.

Nur einen Monat später geht aus einem Schreiben vom Büro des Oberbürgermeisters ein Schreiben an den Kulturdezernenten der Stadt raus, im um ein Gespräch gebeten wird, um „mögliche Geldquellen zu erschließen und die Kufa vor dem Konkurs zu retten“. Im Mai 1998 beginnen die regelmäßigen Zahlungseingänge durch die Betreiber des Bordells auf das Konto der Stadt. Im Jahresbericht der Kufa taucht im folgenden Jahr ein Zusatz auf, in dem es heißt: „Die sehr hoch erscheinenden Verluste im Veranstaltungsbetrieb der Kufa werden durch jährliche Spenden in Höhe von ca. 85 000 DM geschmälert.“ Gleichlautende Berichte lassen sich auf für die Jahre 1999, 2000 und 2001 finden.

Als die Spendengelder 2003 nicht mehr fließen, wendet sich die Leitung des Kulturbüros an die Bordell-Betreiber und fragt an, ob mit den Geldern ab dem 1. Quartal 2004 wieder zu rechnen sei. Weil „diese für die Gesamtbetrachtung der von hier gewährten — insbesondere auch städtischen - Kulturfördermittel eine wichtige Rahmenbedingung“ seien. Heißt: Ein Kulturetat, der durch Spendengelder eines undurchsichtigen Erotiketablissements gestützt wird. Was skurril klingt, war laut Prüfbericht System. Die Kufa schien zumindest weiterhin auf die Spenden angewiesen zu sein. So bemängelt der Kufa-Vorstand am 16. Juni 2004 in einem Schreiben an den Leiter des Kulturbüros mit Betreff „Großspende Kulturfabrik Krefeld e.V.“, dass jeweils zwei Raten für das Jahr 2003 und das Jahr 2004 nicht überwiesen worden seien.

Im Antwortschreiben heißt es, dass die Spende wieder auflebt, allerdings reduziert. Es fließen laut Prüfbericht einmalig 9000 Euro und zukünftig 2000 Euro monatlich. Das Spendenengagement endet 2010. In den Unterlagen des Rechnungsprüfungsausschuss findet sich dazu eine handschriftliche Notiz, die besagt: „Seit 4. Quartal 2010 kein Spendeneingang, in Abstimmung mit dem Kulturdezernenten z.d.A.“

Laut Bericht erhielt die Kufa bereits ab den Jahren 1994/95 regelmäßig Großspenden — in den Buchhaltungssystemen der Stadt ist nicht mehr nachvollziehbar, wer Spender war.

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