Blitzmarathon: Anwohner wütend auf Raser

An 33 Stellen überwachte die Polizei am Dienstag die Geschwindigkeit der Autofahrer.

Krefeld. Die Straße Am Wetscheshof führt pfeilgerade an einem Spielplatz vorbei. Kein Kissen, keine Einengung bremst in dem Neubaugebiet den Verkehr, der hier nur Schitttempo fahren darf. Eigentlich. Maria Roncero hat andere Erfahrungen gemacht. „Es ist unglaublich, wie hier manchmal gerast wird“, sagt die dreifache Mutter, die 2007 als eine der ersten in die Siedlung Kütterheide gezogen ist. Sie hat schon etliche gefährliche Situationen erlebt, wenn etwa Kurierdienste durch die Spielstraße brettern.

Ausgerechnet beim Ortstermin mit der Polizei am Dienstagmorgen kommt allerdings kaum ein Auto — das nennt man wohl den Vorführeffekt. Zäune, die nach Anwohnerbeobachtung von Rasern ramponiert worden sind, belegen aber, dass es hier immer wieder gefährlich zugeht. „Hier sind ja auch schon einige Kinder verletzt worden“, berichtet Claudia Rams von Unfällen.

Gerne werde das Wohngebiet als Abkürzung genutzt, wenn die Kölner Straße verstopft sei und Autofahrer etwa in den Bereich der Dohmenstraße fahren wollten. Dass sie durch Umbauten der Straße ausgebremst werden, darauf können die Anwohner nicht mehr hoffen. „Das haben wir von der Stadt schriftlich bekommen: Hier wird nichts gemacht“, so Claudia Rams.

Dafür ist am Dienstagmorgen die Polizei da, die die Bürger für ihren 24-stündigen Blitzmarathon um Hinweise auf sogenannte Wutpunkte gebeten hatte. Der Wetscheshof ist so einer, wie die verärgerte Anja Cäsar sagt. Sie habe bereits mehrere Raser zur Rede gestellt. „Doch da stößt man oft auf Unverständnis oder wird sogar noch beschimpft.“

Es zeige sich: Kaum jemand wisse, dass in der verkehrsberuhigten Zone nur sieben km/h gefahren werden dürften. Selbst angefertigte Schilder, die viele Familien als Appell an Autofahrer an ihre Grundstücksgrenzen gestellt haben, sollen zwar daran erinnern. Doch oft bleiben sie unbemerkt. So wie bei Lkw-Fahrer Manfred Wengenroth. 15 km/h ist er gefahren, als ihn die Polizei stoppt — das ist zwar nicht gerast, aber dennoch zu schnell. 15 Euro muss er zahlen. „Ich wusste nicht, dass ich hier nur sieben km/h fahren darf. Ich dachte, auf einer Spielstraße wären 15 Stundenkilometer erlaubt. Egal, das zahlt der Chef.“

Wie landesweit kontrolliert die Polizei am Montag auch in Krefeld die Geschwindigkeit von Fahrzeugen. Dem Aufruf, Stellen für die Kontrollen zu benennen, waren 223 Bürger gefolgt. „Viele Örtlichkeiten sind mehrfach genannt worden. Beim Blitzmarathon kontrollieren wir an 33 Stellen“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Weidner. Das Ziel: Autofahrer sollen vom Gas gehen, denn bei Unfällen sind die Verletzungen deutlich schwerwiegender, wenn gerast wird. Die Stadt beteiligt sich ebenfalls an der Aktion und hat ihre Messgeräte an verschiedenen Stellen positioniert. Wie viele an diesem Tag insgesamt im Einsatz sind, darüber schweigt die Polizei.

Weidner verspricht, dass an sämtlichen gemeldeten Örtlichkeiten die Geschwindigkeit der Autofahrer überprüft wird. „Wir kontaktieren dazu auch viele der Hinweisgeber. In jedem Fall teilen wir ihnen nach einer Kontrolle das Ergebnis mit“, so der Polizeisprecher. Ziel sei es, alle gemeldeten Stellen binnen der nächsten zwei Monate zu überprüfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort