Biogas: Als Pionier Lehrgeld bezahlt

Es sollte eine Einkommensverbesserung werden. Doch die Biogasanlage von Werner Schleupen deckt derzeit kaum die Kosten.

Krefeld. Bauer Schleupen ist kein Mann der großen Worte. Das Experiment mit der Biogasanlage, vor acht Jahren als Pionieranlage gebaut, würde er wohl nicht mehr wiederholen. "Die Inputkosten sind einfach zu hoch geworden", sagt er. Mindesten zehn Jahre würde es dauern, bis die Investitionskosten von damals 1,2 Millionen Mark (30 Prozent davon wurden vom Land gefördert) sich amortisiert hätten.

"Das ist halt das Risiko bei einer Pionieranlage", sagt Werner Schleupen auf dem Lefkeshof, der seit Generationen von seiner Familie bewirtschaftet wird. Niemand habe damals genau sagen können, wie sich das entwickelt. "Als Pionier musste ich viel Lehrgeld bezahlen", sagt der Vater dreier fast erwachsener Söhne.

In den ersten Jahren seien die Wartungskosten zu hoch gewesen und in der jüngsten Vergangenheit seien die Weltmarktpreise für Getreide so stark gestiegen, dass die Wirtschaftlichkeit der Anlage kaum noch gegeben sei. Anfang Juni erreichte der Preis für eine Tonne Weizen ein neues Sechsmonatshoch von 675 US-Dollar. Auch Mais wird vor allem bei der Ethanolproduktion benötigt. Getreide wie etwa Weizen oder auch Mais muss aber dem Basismaterial Gülle oder Festmist beigegeben werden, um die Effektivität der Strom- und Gaserzeugung zu gewährleisten.

Gülle und Mist liefern auf dem 120-Hektar-Hof in Hinterorbroich im Krefelder Norden 120Milchkühe und 150 Jungtiere. Viel Arbeit für Bauer Schleupen, seine Frau und zwei Mitarbeiter. Arbeit, die sich bei den heutigen Milchpreisen kaum noch lohnt. Deshalb war die Biogasanlage war auch als Einkommensverbesserung für den Lefkeshof gedacht. Bei einem Energieaufkommen, mit der 870Haushalte versorgt werden könnten, war diese Überlegung naheliegend. Abgesehen vom Gas, mit der Haus und Hof beheizt werden, speist der Bauer über das Blockheizkraftwerk mit Motor und Generator alle gewonnene Energie direkt ins öffentliche Netz ein. Aber Agrar-Diplom-Ingenieur Schleupen, will hier nicht so recht genaue Zahlen herausrücken. "Es ist wirklich nicht viel, was unterm Strich übrig bleibt", meint er trocken. Allerdings sieht auch der 49Jahre alte Landwirt die ökologischen Vorteile dieser alternativen Energiegewinnung. "Seit die Anlage läuft, belästigen wir unsere Nachbarn nicht mehr mit dem Gülle-Gestank."

Dazu komme als weiterer positiver Effekt, dass der Rest der Biomasse als hochwertiger Dünger eingesetzt werden könne.

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