Bio-Pionierin feiert 35-jähriges Bestehen

Ein amerikanischer Großhändler war für Petra Steffens Vorbild für ersten Laden in Krefeld mit ökologisch angebauten Lebensmitteln.

Krefeld. Sigrid Buber und Petra Steffens zählen zu den Pionieren der Bio-Bewegung in Krefeld. Vor 35 Jahren eröffnete Buber mit Margret Wefers den Bioladen Sonnentau damals an der Elisabethstraße. Knapp zwei Jahre später stieg Steffens für Wefers mit ein, übernahm zwei Jahre später das Geschäft alleinig und zog in ein Ecklokal an der Dreikönigen- Ecke Luisenstraße. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl katapultierte den Wunsch der Verbraucher nach Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft raus aus der Nische. „Herrschte zu Beginn der Bewegung die Vorstellung von Bio gleich Körnerfresser vor, hat es sich gewandelt zu Bio gleich Feinkost und gesunde Ernährung“, sagt Petra Steffens.

Bio-Pionierin feiert 35-jähriges Bestehen
Foto: abi

Wie groß die Veränderung ist, wird beim Betreten des heutigen Biomarktes an der Stephanstraße 13 rasch erkennbar. Nicht nur die Größe des Ladens hat sich geändert. Vor 35 Jahren gab es beispielsweise nur Bio-Bergkäse und einen Brennnessel-Käse im Sortiment. Inzwischen misst die Kühltheke fast zwei Meter. „Heute kann man sich hier vollversorgen“, erzählt Petra Steffens. Etwas Obst und Gemüse, Getreide, Biobrot, Tee, Kaffee und diverse Brotaufstriche waren zu Anfang im Sortiment. Heutzutage ist alles in Bio-Qualität zu bekommen.

Für die 63-jährige Krefelderin ist damit ein Traum wahr geworden. Als sie 1981 mit Freundin Sigrid Buber einige Wochen lang durch die USA reiste, entdeckten sie einen Health Food Distributor, den ältesten Großhandel für gesunde und natürliche Produkte in Nordamerika. Mit im Angebot natürlich Bio-Produkte. „Dort gingen die Kunden schon damals mit einem großen Einkaufswagen rein und bedienten sich weitestgehend selbst“, erzählt rückblickend Sigrid Buber. Die beiden staunten.

„Die Idee, auch hier in Krefeld einen solchen Biomarkt einzurichten, war geboren.“ Wer sich in Krefeld gesund ernähren wollte, hatte nur die Möglichkeit, in der Genossenschaft Kornkraft oder im Reformhaus einzukaufen. Frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse gab es dort aber nicht.

„Zu Beginn war der Bioladen ein typischer Szene-Laden, die Kunden kamen zum großen Teil aus der Anti-Atom-Kraft-Bewegung“, sagt Petra Steffens. So mancher gab ihr anfangs Geld, wie die Einzahlung von Anteilen in eine Genossenschaft, um dann dort selber stundenweise zu arbeiten. Die Gewissheit, biologisch angebaute und produzierte Lebensmittel ohne Einsatz von Pestiziden, Wachstumsdüngern und inzwischen auch gen-manipuliertem Zutun auf den Tisch zu bekommen, zählt noch heute für die Kunden mehr als nur der Preis.

„Die Supermärkte und Discounter bedienen sich inzwischen bei dem Grundsatz und den Ideen der Bioläden und bieten sogenannte Bio-Produkte an“, sagt Steffens mit Blick auf eine wachsende Konkurrenz. Sie macht aber auch klar, dass Bio nicht gleich Bio ist. Zum einen achtet Steffens darauf, sogenannte zertifizierte und kontrollierte Verbandsware von Demeter, Bioland und Naturland anzubieten. Zum anderen informieren sie und ihre fünf Mitarbeiter über den Unterschied. „In einer Bio-Marmelade des Discounters ist 70 Prozent Zucker und 30 Prozent Frucht drin, bei uns 70 Prozent Frucht und 30 Prozent Agavendicksaft zum Süßen.“ Der Unterschied macht es, darüber berät sie gerne in ihrem Biomarkt.

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