Betrug: Hochschul-Professor vom Dienst suspendiert

Der Dozent soll Fördergelder missbraucht und Diplomarbeiten seiner Studenten verkauft haben. Schaden: Mehrere hunderttausend Euro.

Krefeld. Ein Maschinenbau-Professor der Hochschule Niederrhein ist gestern vom Dienst suspendiert worden. Dem Mann wird unter anderem vorgeworfen, Fördergelder missbraucht, Diplomarbeiten von Studenten verkauft, Studenten in Förderprogrammen eingesetzt und mit ungenehmigten Nebentätigkeiten Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet und die Hochschule betrogen zu haben. Nach mehr als einjährigen Ermittlungen will die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Dozenten erheben.

Im Dezember vergangenen Jahres hatten Polizei und Staatsanwaltschaft in der Hochschule an der Reinarzstraße Unterlagen und Computerfestplatten im Büro des Maschinenbaulehrers sichergestellt (die WZ berichtete exklusiv). Seine Suspendierung hatte am Mittwoch der Hochschulrat beschlossen. Das bestätigte die Pressestelle der Hochschule auf Anfrage der WZ. Grund: Das Vertrauensverhältnis zur Hochschule sei nachhaltig gestört.

Das Disziplinarverfahren, das die Hochschule schon mit dem Beginn der staatsanwaltlichen Ermittlungen eingeleitet hatte, ist somit nur vorerst abgeschlossen. Nach einer Verurteilung könnte dem Hochschullehrer die Entlassung drohen.

Die Staatsanwaltschaft will die Ermittlungen bis Mitte Januar abschließen, sagt Oberstaatsanwalt Hans Dieter Menden. Dann soll es zur Anklage kommen. Einzelheiten teilte er nicht mit: "Es wäre nicht gut, wenn der Beschuldigte Details vorab zur Kenntnis bekommt."

Die Vorwürfe gegen den Professor hatten sich 2007 im Lauf mehrerer Monate gesammelt. Die Fahnder hatten dazu auch bei Maschinenbauunternehmen in Krefeld, Kempen, Willich, Moers und anderen Städten nach Unterlagen gesucht.

Der angenommene Schaden lässt sich noch nicht beziffern, liegt aber wahrscheinlich in einer Größenordnung von mehreren hunderttausend Euro. Untersucht wird auch die Handhabung von Drittmittelverträgen mit Unternehmen wie einer Kempener Maschinenfabrik, die bei dem Professor Entwicklungsarbeiten in Höhe von rund 200000 Euro in Auftrag gab.

Schon vor anderthalb Jahren hatte sich eine Staatsanwältin mit den Vorwürfen gegen den Professor befasst. Dabei konzentrierte sie sich unter anderem auf den nicht erlaubten Verkauf von Diplomarbeiten an ein Unternehmen in Willich und die Bezahlung von Diplomanden aus Projektmitteln, die anderweitig einzusetzen waren.

Aus dieser Ermittlungszeit stammt auch eine Liste von überwiegend nicht von der Hochschule abgesegneten Nebentätigkeiten für Unternehmen zwischen Haltern, Troisdorf und Viersen. Die erforderten möglicherweise so viel Kraft und Zeit, dass sich Studenten heute nicht mehr wundern, dass der Dozent in Lehrveranstaltungen häufig fehlte und sich von fortgeschrittenen Studenten vertreten ließ.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort