Arbeit Bericht: Ausbildungsplätze sind Mangelware

2146 Bewerbern stehen nur 1549 Stellen gegenüber. 73 Prozent der Arbeitslosen unter 25 Jahren haben keinen Berufsabschluss.

Arbeit: Bericht: Ausbildungsplätze sind Mangelware
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Krefeld. Die anhaltende Ausbildungsplatzlücke kann dazu führen, dass der Anteil jugendlicher Arbeitsloser ohne Berufsabschluss auch in Krefeld steigt. Das befürchtet der Caritasverband für das Bistum Aachen unter Berufung auf den aktuellen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege in NRW, zu der auch der Diöze-sancaritasverband gehört.

Wie aus dem Arbeitslosenreport hervorgeht, haben NRW-weit 68 Prozent der Arbeitslosen unter 25 Jahren keinen Berufsabschluss. Auch in Krefeld haben 73 Prozent der Arbeitslosen unter 25 Jahren keinen Berufsabschluss. Der Report stellt zudem fest, dass in Krefeld 17 Prozent der Arbeitslosen unter 25 Jahre in 2016 keinen Schulabschluss hatten. Landesweit waren es 22 Prozent.

„Wenn die Prinzipien von Angebot und Nachfrage nicht funktionieren, ist von öffentli-cher Seite aus nachzusteuern“, sagt Roman Schlag, beim Caritasverband für das Bistum Aachen zuständig für Arbeitslosenfragen. Daher fordere die Caritas wie die gesamte Freie Wohlfahrtspflege in NRW die Landesregierung auf, ernsthaft zu prüfen, ob eine Ausbildungsplatzabgabe in diesem Zusammenhang ein wirkungsvolles Instrument sein könnte.

Auch in Krefeld verzeichnet der Arbeitslosenreport bei den Ausbildungsplätzen eine Differenz zwischen Angebot und Nachfrage. 2146 gemeldeten Bewerbern stehen hier nur 1549 gemeldete Ausbildungsstellen gegenüber. Der Datenreport belegt, dass Ende September 2016 landesweit noch 23 078 Ausbildungsbewerber unversorgt waren oder aus einer Alternativlösung heraus weiter nach einem ihrem Wunsch entsprechenden Ausbildungsplatz suchten. In Krefeld sind zu diesem Stichtag noch 466 Ausbildungsbewerber unversorgt geblieben. Allein statistisch gesehen fehlen in der Städteregion 135 Ausbildungsstellen.

Der Arbeitslosenreport NRW kommt zum Ergebnis, dass das Ausmaß der Angebotslücke noch weitaus größer ist. Um realistisch für alle Jugendlichen ein auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsplätzen vorzuhalten, wäre ein Ausbildungsplatzüberhang nötig. Bereits in den 1970er-Jahren legte man dafür einen Richtwert von 12,5 Prozent fest.

Demnach wäre in Krefeld für das letzte Ausbildungsjahr erst bei einem Ausbildungsplatzangebot von 2414 Stellen (tatsächlich nur 1549 Stellen) von einer entspannten Lage am Ausbildungsmarkt zu sprechen, heißt es im Arbeitslosenreport. Gerade Jugendliche, die Probleme haben, einen Ausbildungsplatz zu finden oder eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen, brauchen nach Auffassung des Diözesancaritasverbandes Unterstützung durch ausbildungsvorbereitende und ausbildungsbegleitende Maßnahmen.

Allerdings weist der Arbeitslosenreport nach, dass landesweit ein Rückgang bei ausbildungsunterstützenden Maßnahmen für Jugendliche festzustellen ist. Vor allem ausbildungsbegleitende Maßnahmen sind rückläufig. Wurden 2012 knapp 28 000 ausbildungsbegleitende Maßnahmen gefördert, waren dies im Zeitraum von November 2015 bis Oktober 2016 nur 18 750. „Auch in Krefeld haben wir in diesem Zeitraum einen Rückgang von 121 unterstützenden ausbildungsbegleitenden Maßnahmen zu verzeichnen“, beklagt Roman Schlag. „Für uns ist dies ein völlig falsches Signal.“

Solange keine Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt erreicht sei, müssten berufsvorbereitende, ausbildungsbegleitende und -unterstützende Angebote durch die Agentur für Arbeit und Jobcenter in ausreichender Zahl gefördert werden. „Nicht versorgte Ausbildungsplatzbewerber benötigen Alternativen, wenn kein betrieblicher Ausbildungsplatz gefunden wird. Und schulisch nicht ausreichend qualifizierte junge Menschen brauchen vorbereitende und auch begleitende Coaching-Angebote. Nur so können sie eine Ausbildung erfolgreich absolvieren und langfristig eine qualifizierte und sichere Arbeitsstelle finden, um unabhängig von Hartz-IV-Leistungen ihr Leben zu gestalten“, sagt Roman Schlag.

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