Industrie Bayer-Kreuz: Die Geschichte eines Wahrzeichens

Das Bayer-Logo im Werk in Uerdingen steht wie kein zweites Symbol für die Industriegeschichte der Stadt Krefeld.

1963 aufgestellt und in Betrieb genommen, wurde die 44 Tonnen schwere Leuchtreklame in den kommenden Jahrzehnten zum Fixpunkt für die Bayer-Mitarbeiter.

1963 aufgestellt und in Betrieb genommen, wurde die 44 Tonnen schwere Leuchtreklame in den kommenden Jahrzehnten zum Fixpunkt für die Bayer-Mitarbeiter.

Foto: Bayer AG

Krefeld. Es ist das Wahrzeichen für 100 Jahre Industriegeschichte in Krefeld. Das Bayer-Kreuz steht wie kein anderes Zeichen für den Wirtschaftsstandort Uerdingen. 1963 aufgestellt und in Betrieb genommen, wurde die 44 Tonnen schwere Leuchtreklame in den folgenden Jahrzehnten zum Fixpunkt für die Bayer-Mitarbeiter. Aber eben auch für die Krefelder. „Das Bayer-Kreuz bedeutet für mich auch ein Stück weit Heimat“, sagt Ahmet Saymann, als er am Montag vor Tor 1 der Werkseinfahrt zum Chemiepark steht und mit seinem Handy festhält, wie die Demontage des Bayer-Kreuzes voranschreitet. „Es war ein Orientierungspunkt für viele“, schiebt er hinterher, bevor er mit seinem Handy ein Stück Zeitgeschichte festhält.

Für andere ist der Rückbau des leuchtenden Firmenlogos hingegen nur der letzte Akt des Rückzugs eines Unternehmens vom Standort Uerdingen, das zuvor wie kein zweites das Arbeiten und Leben der Menschen in der Region geprägt hat.

Bayer-Kreuz: Der Abbau eines Wahrzeichens
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Bayer-Kreuz: Der Abbau eines Wahrzeichens

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Hervorgehend aus der 1877 durch den Chemiker Edmund ter Meer gegründeten Firma „Dr. E. ter Meer & Cie.“ zur Herstellung von Azofarbstoffen und der späteren „Chemischen Fabriken Weiler - ter Meer“ (1925) wird das Werk in Uerdingen 1951 ein Standort der neugegründeten „Farbenfabriken Bayer A.G.“

1963 wird das Bayer-Kreuz auf dem Dach des höchsten Gebäudes am Werksstandort in Uerdingen aufgestellt und in installiert. 396 gebogene Spezial-Neonröhren sorgen fortan dafür, dass das Logo der Bayer AG bereits aus mehreren Kilometern Entfernung zu sehen ist. Mit einem Durchmesser von 22 Metern ist das Bayer-Kreuz in Uerdingen zwar deutlich kleiner als das 1958 am Werk in Leverkusen errichtete Leuchtschild (51 Meter Durchmesser), trotzdem wird es auch in Krefeld zum Wahrzeichen der Industrie und steht bald für den weltweiten Erfolg der Bayer AG.

1977 arbeiten im Werk in Uerdingen rund 10 000 Mitarbeiter, es werden rund 1000 Produkte von Eisenoxidpigmenten über Konservierungsmittel und Klebstoffe in Uerdingen hergestellt. In den 90er Jahren folgen Weiterentwicklungen in nahezu allen Unternehmensbereichen. 1992 wird beispielsweise ein Naturwissenschaftliches Ausbildungszentrum an der Duisburger Straße eröffnet.

Doch der Aufschwung ist bald vorbei. Bereits beim 125-jährigen Jubiläum des Werks in Uerdingen beträgt die Zahl der Bayer-Belegschaft nur noch 6000. Es folgt die Entscheidung des Unternehmens, sich vom Standort in Uerdingen zurückzuziehen. Firmensparten werden ausgegliedert. Als am 1. September 2015 die Entscheidung mitgeteilt wird, dass aus Bayer Material Science die neue Unternehmenstochter Covestro wird, ist auch klar, dass das Kreuz mit dem Bayer-Schriftzug verschwinden wird. Krefelds Politik kämpft und versucht, zumindest das Wahrzeichen an sich zu erhalten und möglicherweise mit einem neuen Schriftzug zu versehen.

Einer, der sich damals besonders für den Erhalt des Leuchtschilds einsetzt, ist Frank Meyer. „Seit 1965 ist dieses Kreuz für viele Krefelder zu einem riesigen Ortseingangsschild geworden. Wer das Kreuz aus dem Auto, vom Schiff oder aus der Eisenbahn sah, der wusste, jetzt bin ich zu Hause. So ist das Kreuz auch zu einem kleinen Wahrzeichen über die Stadtgrenzen hinaus für die Stadt Krefeld geworden“, erklärte der heutige Oberbürgermeister damals. Wie er wollten und wollen sich viele nicht mit dem Abbau des Bayer-Kreuzes abfinden.

Doch bereits Anfang des Jahres wurde nicht nur der Strom für den Schriftzug abgestellt, sondern die Bayer AG fällte auch die Entscheidung, das Kreuz abzubauen. Gestern fiel der Startschuss zur Demontage. In einer Woche wird von dem Symbol für 100 Jahre Industriegeschichte nichts mehr zu sehen sein.

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