Landwirtschaft Bauer Pauelsen wirbt für seine Branche

Der Krefelder Landwirt protestiert am Freitag in Berlin. Sein Berufsstand kämpft um einen guten Ruf.

Landwirtschaft: Bauer Pauelsen wirbt für seine Branche
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Für mich ist das ein Abenteuer und auch ein Nervenkitzel“, sagt der 49-jährige Krefelder Bauer Ralf Pauelsen am Mittwoch vor der Abfahrt mit dem Trecker nach Berlin. Dort werden am Samstag wie im vergangenen Jahr wieder 1500 Landwirte erwartet, die gemeinsam für ein Ziel kämpfen. Motto: „Wir machen Euch satt. Redet mit uns statt über uns!“

Pauelsens 20-jähriger Sohn Sam ist nicht weniger abenteuerlustig und begleitet den Vater auf einem zweiten Trecker. Die 600 Kilometer lange Fahrt mit maximal 40 Stundenkilometern über Landstraßen schreckt die Landwirte nicht. „Das ist es mir schon wert, um unser Anliegen als Bauern vor großer Kulisse am Berliner Hauptbahnhof zu vertreten“, sagt Ralf Pauelsen. Er will sich zunächst bei der Kundgebung und später als „Agrar-Scout“ auf dem Erlebnisbauernhof der Internationalen Grünen Woche bei Verbrauchern Gehör verschaffen. Ihn ärgert, wenn in Talkshows Politiker über Landwirte reden und kein Experte aus der Praxis in der Runde sitzt.

Landwirt Marcus Holtkötter aus dem Emsland, Mitinitiator der Berliner Kundgebung, findet, dass die Berufsgruppe mit Schlagworten wie Massentierhaltung oder Agrarindustrie diffamiert wird. „Sicher gibt es bei uns berufsbedingte Probleme wie Düngung, Gülle und Abwasser, aber wir erklären gerne selbst offen und ehrlich, wie wir damit verantwortlich umgehen“, sagt Pauelsen.

Die Initiatoren Marcus Holtkötter und Bernhard Barkmann habe er im vergangenen Jahr auf der Berliner Fachmesse kennengelernt. Spontan habe er sich entschieden, in diesem Jahr an der Kundgebung teilzunehmen. „Das Wort Demo mag ich aber nicht“, betont er. „Ich wünsche mir die persönliche Diskussion mit den Verbrauchern und werbe für ein ehrliches Bild von der modernen Landwirtschaft.“

Ralf Pauelsen, Landwirt aus Krefeld

Wie schräg dieses Bild ist, erlebt er oft auf dem eigenen Hof in Hüls. Dort hat er immer wieder Kinder zu Gast, mit denen er Kartoffeln erntet und ihnen erklärt, wie viel Arbeit und Verantwortung es erfordert, damit das Schnitzel auf den Teller kommt. „Überhaupt gibt es nicht ,den Bauern’. Ich habe im vergangenen Jahr auf der Grünen Woche mit einem Kleinbauern gesprochen, der zehn Milchkühe hat, und einen, der 1000 Tieren hat. Dazwischen liegen Welten“, sagt der Hülser Landwirt. Viele Kollegen wird er am Samstag in Berlin treffen, worauf er sich sehr freut.

Unterstützt wird die Aktion vom Rheinischen Landwirtschaftsverband und anderen lokalen Organisationen. So ist sichergestellt, dass die beiden Landwirte auf ihren Etappen in Meppen, Braunschweig und Berlin bei Kollegen übernachten können und die Trecker die Rückfahrt in einem Lkw antreten können.

Ob Ralf Pauelsen dann am Samstag gleich in Berlin bleibt oder vor seinem Einsatz als Agrar-Scout am Freitag kommender Woche noch einmal nach Hause fährt, entscheidet er am Samstag spontan. „Einmal im Jahr nehme ich mir eine Auszeit und wirke der Betriebsblindheit entgegen“, erzählt der Landwirt.

Und das dürfe gerne mit Abenteuer und Nervenkitzel zu tun haben.

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