Autobahnlärm: „Ein Superkreuz Zentrum wäre der kollektive Kollaps“

Das Beispiel Hoeninghausstraße in Bockum ist eines von vielen an der A57. Anwohner klagen ihr Leid.

Krefeld. Beispiele wie die von Werner Fuhr und Lothar Fenske aus Bockum gibt es entlang der A57 sicherlich hunderte, wahrscheinlich sogar tausende. Beide bauten im Süden Bockums Anfang der 70er Jahre ein schmuckes Häuschen an der Hoeninghausstraße.

"Damals redete hier von der Autobahn keiner, die war weit weg", sagen die Nachbarn. Drei Jahrzehnte ertrugen sie den Lärm, Schmutz und die optische Verunstaltung ihrer Nachbarschaft mit Murren. Spätestens aber die EU-Osterweiterung 2004 hat den Lkw-Verkehr auf der Schnellstraße so stark werden lassen, dass die Grenze der Belastbarkeit erreicht ist.

Gerade jetzt, wo dank der wärmeren Temperaturen die Zeit der offenen Fenster beginnt, wird ihnen das ganze Ausmaß vor Augen, oder besser gesagt, vor Ohren, geführt.

Innerhalb kürzester Zeit haben Fuhr und die Mitstreiter von der Bürgerinitiative gegen den A57-Lärm im April 2007 mehr als 3400 Unterschriften gesammelt, Anfang des Jahres gab es Lärmschutzmessungen, "deren Ergebnisse an allen Messpunkten über den Richtwerten lagen", berichtet Werner Fuhr.

Die Zahl von 10000 Betroffenen entlang der Trasse hält der Mathematik-Doktor für viel zu gering. Fuhr hat auf dem Stadtplan 49 Wohnstraßen ausgemacht, die 400 bis 500 Meter entfernt liegen von der Schnellstraße und an denen nicht nur Ein- oder Zweifamilienhäuser stehen.

Für Lothar Fenske, der noch einige Meter näher an der Autobahn wohnt und die Hochlage der Autobahn aus heutiger Sicht für eine "Schnapsidee von Politik und Verwaltung" hält, haben die andauernden Belastungen sogar schon körperliche Spuren hinterlassen.

"Ich bin seit einigen Jahren schwerhörig und herzkrank", berichtet der Bockumer, wohl wissend, dass der direkte Zusammenhang nur schwer nachzuweisen ist, für ihn aber auf der Hand liegt. Selbst eine Doppelverglasung an seinem Haus und zusätzliche Dämmung am Dach haben die Situation nicht verbessert.

Umso vehementer kämpfen die Bewohner der Hoeninghausstraße, wie viele andere entlang der vier Kilometer langen Trasse, für eine Tunnellösung. "Nur der würde eine richtige Entlastung bringen, in jeglicher Hinsicht", meint Fuhr und spricht neben dem Lärm die Optik und vor allem den Feinstaub an. "Ein Tunnel würde den Staub filtern", meint der Bockumer.

Große Sorge macht neben den aktuellen Ausbaupläne auf sechs Spuren zusätzlich der Ausbau der B288 zur A524. Das dann entstehende "Superkreuz" Krefeld-Zentrum läge nur knapp einen Kilometer von der Hoeninghausstraße entfernt. "Das wäre der kollektive Kollaps", sagen Fuhr und Fenske.

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