Privatsphäre Aufregung um Kinderfotos bei Facebook

Facebook-Gruppe "Henriettes Kinderbasar" teilt Bilder vom Nachwuchs. Eltern aus Krefeld sind geschockt.

Privatsphäre: Aufregung um Kinderfotos bei Facebook
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Ich war fassungslos und habe sofort alle Fotos von meinem Kind gelöscht“, sagt Jaqueline L. (Name der Redaktion bekannt). Die 21-Jährige spricht von dem Moment, in dem sie durch Bekannte erfuhr, dass ein Bild von ihrem zweijährigen Sohn in der Chronik der Facebook-Seite „Henriettes Kinderbasar“ aufgetaucht ist. Samt Kommentaren, die die junge Mutter regelrecht schockieren. „Bei dem Namen wird mir übel. Da bekomme ich bestimmt noch Rabatt für die Knirpse“, schreibt ein Facebook-Nutzer.

Nach eigenen Angaben wollen die anonymen Betreiber der Facebook-Gruppe Eltern sensibilisieren, die allzu leichtfertig mit der Privatsphäre ihrer Kinder umgehen. Die Administratoren von „Henriettes Kinderbasar“ teilen Kinderfotos auf ihrer Seite, die im Netzwerk von Facebook öffentlich verfügbar sind.

Jaqueline L. hatte ein Foto von ihrem Sohn im Titel ihrer Facebook-Seite verwendet. Nachdem es in der Chronik der Internet-Aktivisten auftauchte, habe sie es unverzüglich gelöscht. An die 2000 Anzeigen sind gegen die Seite "Henriettes Kinderbasar" schon eingegangen — ohne Erfolg.

Auch bei der Krefelder Polizei haben sich Eltern gemeldet. Die Beamten haben die Seite im Auge, eine Straftat sei bisher aber nicht festgestellt worden. Es gebe zwar grenzwertige Kommentare, aber keine, die Anlass für eine strafrechtliche Verfolgung geben. Das sehen betroffene Eltern anders. „Das geht gar nicht, die Leute so an den Pranger zu stellen“, schreibt der WZ Sabrina Karuschka und verweist auf einen weiteren Kommentar: „Tolle Kinderbilder hat die, ich habe direkt mal ein paar an meine Pädofreunde verkauft“, ist dort zu lesen.

Auch Jaqueline L. finde „diese perversen Sprüche“ unerträglich. Sie will jetzt andere Eltern aufmerksam machen, wenn sie Kinderfotos von ihnen bei „Henriettes Kinderbasar“ findet. Ihre Mutter Angela Trudi könne das Ziel der Gruppe verstehen, finde die Art und Weise aber inakzeptabel.

„Man kann auch anders darauf aufmerksam machen, dass Kinderfotos nicht ins Internet gehören“, sagt sie. Der Meinung ist auch Antje Siegert vom Kinderschutzbund. „Jedes Kind hat schließlich ein Recht am Bild“, sagt sie. Und: „Die Gruppe führt die Leute öffentlich vor. Das ist nicht die feine Art und ein regelrechter Schock für die Eltern.“

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