Krefeld Auf Expedition mit der MS Wissenschaft in Uerdingen

Das Schiff ankert mit seiner Ausstellung in Uerdingen. Und lädt Besucher zu einer interaktiven Forschungsreise durch die Weltmeere.

Krefeld: Auf Expedition mit der MS Wissenschaft in Uerdingen
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Durch einen Luftsprung ein Seebeben auslösen? Oder mit der 3D-Brille auf dem Kopf und einem Controller in der Hand durch die faszinierend bunte Unterwasserwelt eines Korallenriffs tauchen? In der Mitmach-Ausstellung auf dem Museumsschiff MS Wissenschaft, das bis einschließlich Freitag am Uerdinger Hafen ankert, ist das und noch viel mehr möglich.

An Bord des 100 Meter langen Frachtschiffs geht’s auf interaktive Forschungsexpedition durch „Meere und Ozeane“. Einmal fest stampfen bitte — dann misst der Seismograph die Erschütterung, die man mit seinem Tritt auslöst. Achtung, Tsunami-Gefahr!

Besucher steuern im Bauch der MS Wissenschaft durch verschiedene Meeresräume: die Küste entlang, auf hohe See, Tauchgänge führen bis in die Tiefsee, es geht zum Eismeer. Zu entdecken gibt es viel: Schließlich hat alles Leben im Ozean begonnen. „Bevor sie das Festland eroberten, tummelten sich im Wasser schon längst urzeitliche Kreaturen. Auch heute leben im Meer Millionen noch unentdeckter Lebewesen“, so steht es auf einer Infotafel am Anfang der Ausstellung.

Die ist am Mittwochmorgen ein Paradies für Großeltern und ihre Enkel. Mit einem Modellschiff können die bei einer „Seenotrettung“ interaktiv erleben, wie das Schiff erst kentert — und sich dann aus eigener Kraft wieder aufrichtet. „Das ist als Stehaufmännchen der See konstruiert“, erklärt der Opa seinem faszinierten Enkel die Auftriebswirkung.

Wie funktioniert eigentlich nachhaltiger Fischfang? Die Kunststofffische, die Besucher hier an der Angel haben, werden erst mal an ein Lineal angelegt und gemessen: Sind sie wirklich schon groß genug, um sie zu fischen? Der Hering ist ein wirklich guter Fang — das bestätigt der Infoscreen. Der atlantische Kabeljau dagegen sollte lieber noch ein bisschen im Meer schwimmen und weiter wachsen.

Lotsin Irene Gräger ist zufrieden. Seit Mai reist die Studentin im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit der MS Wissenschaft von Hafen zu Hafen, quer durchs Land. In Kiel in See gestochen, schippert das Frachtschiff im Auftrag der Wissenschaft seit Anfang August auch zu den Anlegern der Region — Dortmund, Oberhausen, Wesel, Duisburg-Ruhrort, jetzt Uerdingen, am Samstag geht’s weiter nach Düsseldorf. „In der Gegend haben wir gute Besuchserfahrungen gemacht, wir sind komplett ausgebucht mit Schulklassen“, sagt Gräger.

Und das sei schließlich das Ziel, mit dem die MS Wissenschaft seit Jahren auf Tour geht: „Die Besucher müssen ja nicht immer zur Ausstellung kommen, wenn die Ausstellung auch zu ihnen kommen kann. Auf diesem Weg hoffen wir, möglichst viele Menschen zu erreichen.“

Je weiter wir ins Innere des Schiffs gelangen, desto schummriger wird auch das Licht — bis man schließlich ganz ins Dunkel der Tiefsee abtaucht. Vor den Bullaugen schwimmen Quallen vorbei. Wem das zu düster und unheimlich ist, der kann auch mit einer Virtual-Reality-Brille auf Tauchgang durch die faszinierende Unterwasserwelt eines tropischen Korallenriffs gehen — und dabei etwas über die stark bedrohten Lebensräume erfahren. Bereits ein Drittel aller Riffe weltweit sind heute zerstört.

Fatal. Denn Korallenriffe sind die artenreichsten Lebensräume unserer Erde, bieten unter anderem Schutz vor Sturmfluten, dienen nicht zuletzt auch dem Menschen als Nahrungsgrundlage und sind wegen ihres tourisitischen Potenzials für viele Länder ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Wie können wir unsere Weltmeere also schützen und sinnvoll nutzen, ohne sie auszubeuten? Auch mit diesen Fragen beschäftigt sich die Ausstellung auf der MS Wissenschaft. Ein Barcodescanner führt Besuchern ungeschönt vor, was Müll im Meer anrichtet. Zwischen einem und 20 Jahren dauert es, bis die berühmte Plastiktüte aus dem Meer verschwunden ist. Styropor zersetzt sich in 50 Jahren. Und die Reste einer Shampooflasche? Die bleiben ewig . . .

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