Asphaltwege haben im Park nichts verloren

Die Bäume leiden unter der Sanierung des Stadtgartens.

Die alten Bäume im Stadtgarten sind stumme Zeitzeugen der Krefelder Geschichte. Als 1819 außerhalb der Stadtmauern dort die erste kommunale Friedhofsanlage gebaut wurde, zählten einige Exemplare der heute noch dort stehenden grünen Riesen bereits 50 Jahre.

Der alte Friedhof und heutige Stadtgarten zeugt mit seinen erhaltenen strengen Wegeachsen aus Lindenalleen, Solitär-Bäumen, dem Pavillon, dem Brunnen und den historischen Grabsteinen noch immer vom einstigen Reichtum der Stadt. Anderenorts wären solche Beispiele der früheren hohen Gartenkunst längst überbaut. Zu seinem Schutz ist er 1995 in die Denkmalliste der Stadt Krefeld eingetragen worden. Dennoch ist er mit der Zeit immer mehr runtergekommen.

Dass sich jetzt im Rahmen des Stadtumbaus West die Möglichkeit bietet, den Stadtgarten mit Zuschüssen des Landes für 1,1 Millionen Euro zu sanieren und umzugestalten ist ein Glücksfall. Die Wünsche der Anwohner nach besserer Einsehbarkeit, attraktiveren zentralen Plätzen, stimmungsvoller Beleuchtung und intensiverer Nutzung für die Menschen im Quartier sind in die Planung eingeflossen.

Doch wie massiv der Eingriff in den Stadtgarten tatsächlich ist, zeigt sich erst jetzt bei den Bauarbeiten. Einige Bäume sind bereits im Wurzelbereich durch Baggerarbeiten beschädigt. Schweres Gerät hat den Boden unter anderen Bäumen stark verdichtet. Experten fürchten inzwischen, dass diese Bäume in den nächsten Jahren absterben könnten.

Vor allem der alten Lindenallee droht jedoch noch weiteres Ungemach. Das mit der Umgestaltung beauftragte Architekturbüro will die Hauptwegeachsen wieder durchgängig erlebbar machen. Dazu sollen sie asphaltiert werden. Doch ganz gleich, ob Asphalt oder eine andere Deckschicht aufgebracht wird, in beiden Fällen wird der Boden verdichtet, es gelangt weniger Sauerstoff in den Boden und weniger Wasser an die Wurzeln. die faulen in der Folge schneller und werden anfälliger für Pilzerkrankungen. An anderer Stelle verschwinden gerade Kastanien- und Rotdorn-Alleen für alle Zeit aus dem Stadtbild.

Bäume haben es heutzutage nicht leicht in der Stadt. Ihren Kultur-Wert hat das Land anerkannt, in dem es Geld für die Umgestaltung des historischen Stadtgartens bereitstellt. Die Stadt sollte deshalb so behutsam wie möglich mit den alten Bäumen umgehen und sich weitsichtig von der Idee der Asphaltwege verabschieden.

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