Antiker Schmaus für Geist und Gaumen

Essen wie die Römer: Nach einer Führung setzten sich die Besucher an den gedeckten Tisch.

Krefeld. Zur Hochkultur der Römer und Franken, über die Viktoria Baur bei einer Führung durch das Museum Burg Linn berichtet hat, gehörten auch Essen und Trinken. Deshalb hat Michaela Montz vom neuen Café Linn im Museumsfoyer den Teilnehmern anschließend einen antiken Gaumenschmaus bereitet, etwas für den heutigen Geschmack abgewandelt.

Nachdem die Besucher viel über römische Terra-Sigillata-Schalen und edle Trinkgefäße gehört hatten, konnten sie an einem rohen Holztisch Pastinakensuppe mit Lauch und Yoghurt-Käse-Creme mit Fladenbrot verzehren. Auf die bei den Römern übliche Fischsoße hatte die Köchin verzichtet. Und das Brot war aus Weizenmehl gebacken. Im Original war es wohl Dinkel.

Die Gerichte hat Michaela Montz (39), Mutter von vier Kindern, aus dem antiquarischen Kochbuch "De re coquinaria" (Über die Kochkunst) des römischen Gourmet-Autors Marcus Gavius Apicius, der im ersten Jahrhundert lebte, abgeguckt. Das Buch ist vor knapp 20 Jahren in Deutsch und Latein erschienen.

Michaela Montz will einige Gerichte in ihre ständige Speisenkarte aufnehmen, dazu auch Honigwein kredenzen - wenn die Ausschanklizenz endlich kommt.

Viktoria Baur (25), die in Köln Archäologie der römischen Provinzen studiert, schon mehrfach Praktikantin im Krefelder Museum Burg Linn war und derzeit ihre Magisterarbeit über die römische Besiedlung der West-Eifel im Raum Mayen schreibt, stellte die kulturellen Leistungen in den Mittelpunkt ihrer Führung.

Davon war noch wenig zu spüren, als um 4000 v. Chr. die Besiedlung im Raum Krefeld begann. "Das war relativ spät", stellte sie fest. Erst als sich Bauern niederließen, gab es die Notwendigkeit, Getreide in Speicherbauten geschützt zu lagern, "Küchen" wie die im Museum aus Emmerich gezeigte zu bauen und Keramikgeschirr zu beschaffen.

Die Römer brachten die Kenntnisse und Gegenstände an den Rhein, und die abseits des Kastells von Gelduba in "vici" lebenden Germanen nutzten sie. Die Römer waren es auch, die um ihre Siedlungen Obstgärten anlegten.

Ihre Alltagskultur, auch in der Mode und beim Schmuck, ist aus den reichhaltigen Grabbeigaben zu rekonstruieren, die über 6000 Gräber bei Gellep-Stratum freigegeben haben, nur keine Waffen, denn die waren Staatseigentum, versicherte Baur.

Waffenfunde in Gräbern gibt es erst in der Frankenzeit, die wohl zum Ende des fünften Jahrhunderts in Gelduba allmählich hereingebrochen war. Die fränkische Sitte der Bestattung bescherte den Krefelder Archäologen dann im September 1962 den sensationellen Fund des Fürstengrabes, das wie bei allen Linner Führungen auch bei Baur im Mittelpunkt stand.

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