Cafés Kosmopolit Wie wenig die Stadt gegen Schrottimmobilien machen kann

Die Situation des Cafés Kosmopolit zeigt, wie schwierig das Thema Schrottimmobilien für Krefeld ist.

Die Grünen appellierten an die Hauseigentümer.

Die Grünen appellierten an die Hauseigentümer.

Foto: A. Bischof

Krefeld. Das Café Kosmopolit im Hinterhaus an der Lindenstraße hat wieder geöffnet. Das ist die gute Nachricht. Doch wie es mit dem Vorderhaus weitergeht, ist ungewiss. „Das ist eine schwierige Rechtsmaterie“, sagt Baudezernent Martin Linne auf die Frage, was die Stadt gegen solche sogenannten Schrottimmobilien tun könne.

Wenn eine klare Beeinträchtigung der öffentlichen Sicherheit gegeben sei, könne und müsse eine Kommune handeln. Im Fall der Immobilie an der Lindenstraße hat die Bauaufsicht die Frontseite einrüsten lassen. Zunächst auf eigene Kosten. Das Geld will sie aber von den Eigentümern, einer Erbengemeinschaft, zurückholen. Linne: „Die ist gesamthaftbar.“

Nach Informationen der WZ sind die sechs Erbenparteien, ein Teil davon wohnt in Krefeld, der andere in Köln, zerstritten. Auch sei offenbar kein Geld für die umfangreiche Sanierung vorhanden. Die Stadt habe den Krefelder Erben bereits eine Abbruchgenehmigung in Aussicht gestellt. Allerdings nur dann, wenn zeitnah mit dem Bau eines neuen Gebäudes an derselben Stelle begonnen werde.

Um nicht monatelang abzuwarten und ihre Existenz zu gefährden, hat Pächterin Vera Goossens kurzerhand selbst einen Statiker und eine Baufirma mit der provisorischen Absicherung des Durchgangs beauftragt. Die Bauaufsicht hat diese Maßnahme am Freitagabend kurzfristig abgenommen — das Café Kosmopolit konnte wieder öffnen.

Formal haben die Eigentümer nun zunächst vier Wochen Zeit, die Reparaturen vorzunehmen. Aufwändiger wird es da schon im Haupthaus. Bei einem Blick aus der Luft sieht man den eingestürzten Dachstuhl. Der Boden des obersten Geschosses hat unter der Last nachgegeben, die Trümmer liegen auf dem Boden der darunter liegenden Etage. Darunter ist der Durchgang zum Café Kosmopolit. Für die Stadt ist das ein Risiko.

Solche sogenannten Schrottimmobilien sind längst keine Seltenheit mehr. Bundesumwelt- und -bauministerin Barbara Hendricks hat deshalb im Jahr 2014 einen 148-seitigen detaillierten Leitfaden für Kommunen unter dem Titel „Verwahrloste Immobilien“ herausgegeben.

Der liegt laut Linne der Stadt vor. „Wir werden dranbleiben und versuchen, der Pächterin zu helfen“, sagt Linne. Sein Augenmerk gilt dabei auch einem Modellprojekt des Landes zur Städtebauförderung, das Städten wie Duisburg und Essen aktuell den Ankauf und Abbruch von Schrottimmobilien ermöglicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort