„Anmalen passt nicht ins Heute“

Motive für Zwarten Piet und den schwarzen Heiligen König stammen aus dem Mittelalter.

„Anmalen passt nicht ins Heute“
Foto: Stefan Klinker

In der Diskussion, ob sich weiße Menschen für das Darstellen einer Rolle wie dem Zwarte Piet oder dem schwarzen König aus dem Morgenland dunkel anmalen sollen oder nicht, argumentieren Befürworter mit der langen Tradition. Kritiker sehen eine veraltete und abwertende Darstellung von Schwarzen. Stefanie Michels ist Professorin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Expertin für Deutsch-Afrikanische Geschichte. Für sie hat das Anmalen in der heutigen Zeit keinen Platz mehr. Egal, welche Intention dadurch vermittelt werden soll, „ob mittelalterliche Kritik an versklavten Menschen und deren reichen weißen Besitzern oder die Legitimation sozialer Ungleichheit“.

Der Begriff des „Blackfacing“ stammt aus den USA und grenzte die schwarzen Amerikaner auf diskriminierende Weise kulturell aus. Zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges wurden Weiße im Theater schwarz angemalt. Da ihr Gesicht fast entstellt und sie durch Sprache und Bewegung grotesk dargestellt wurden, erschuf die weiße Gesellschaft ein Bild der Schwarzen, über das sie sich erheben und lustig machen konnten.

Der Argumentation einiger, das Anmalen symbolisiere Gleichberechtigung, kann die Düsseldorfer Professorin nicht folgen. Da der katholischen Kirche heute Menschen der verschiedensten Herkunften angehören, sollten nach ihrer Meinung auch beim Sternsingen alle so auftreten dürfen, wie Gott sie geschaffen habe. Das Aussehen dürfe kein Abgrenzungskriterium mehr sein. Dadurch und durch nichts anderes werde Wertschätzung und Gleichheit ausgedrückt.

Dass der Zwarte Piet in den Niederlanden nach und nach verschwinde und auch in Deutschland immer weniger Sternsinger einen der drei Heiligen Könige schwarz anmalen, ist für Michels ein Hoffnungsschimmer. „Vielleicht ist die sinkende Bereitschaft, sich schwarz anmalen zu lassen, eine Erkenntnis aus der Lebensrealität der Kinder in unserer Gesellschaft. Das wäre doch schön. Dann würde das Problem einfach verschwinden.“

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