Analyse: Was hat die Euroga gebracht?

Fünf Jahre nach der großen Gartenschau: Was ist übrig von der fast zehn Millionen Euro teuren Investition in die Krefelder Parks?

Krefeld. Im Mittelpunkt stand ein sperriges Wort: Nachhaltigkeit. Die "Euroga 2002 plus" sollte das Land verändern. Und Spuren der Landesgartenschau sollten noch in vielen Jahren erkennbar sein. In Krefeld baute die Stadt sechs Parks mit Hilfe der Euroga um. Und die Änderungen sind jetzt - genau fünf Jahre später - noch gut zu erkennen.

Das liegt daran, dass die Stadt sich mit vielen Ideen um finanzielle Förderungen bewarb. Umgerechnet 9,8 Millionen Euro kosteten die sechs Projekte damals. 7,4 Millionen Euro, also etwa 75 Prozent, wurden durch Zuschüsse des Landes NRW finanziert.

Der zentrale Ansatz der Euroga in Krefeld war, alte Gärten und Parks wiederherzustellen. Die ursprüngliche Architektur war bei vielen Krefelder Parks nicht mehr zu erkennen gewesen. Früher einmal angelegte Wege waren zugewuchert. Durch falsche Bepflanzung wurden so genannte Sichtachsen, über die zentrale Punkte des Parks zu erkennen waren, unterbrochen. "Man wusste es damals einfach nicht besser. Die ursprünglichen Pläne waren auch verschwunden", berichtet Matthias Pasch, Leiter des Betriebshofes. Gartendenkmalpfleger fanden Pläne über die Originalzustände oder rekonstruierten sie.

Mehr als ein Jahr lang legten Mitarbeiter des Grünflächenamtes die Parks zum Teil wieder neu an. Dafür wurden zwölf freie Stellen bei der Stadt besetzt. Auch die Pflege verschlingt eine Menge Geld: Auf "etwa 600 000 Euro jährlich" schätzte der damalige Fachbereichsleiter Grünflächen Thomas Visser die Pflegekosten. Wie viel die Stadt heute für die Pflege der Euroga-Parks ausgibt, kann Doris Törkel, Leiterin des Fachbereichs Grünflächen, nicht genau sagen.

Die Stellen beim Grünflächenamt sind nach wie vor noch besetzt. Um den Burgpark Linn kümmern sich im Durchschnitt eineinhalb Mitarbeiter. Es gibt feste Teams, die sich um die gleichen Bezirke und damit auch um die gleichen Parks kümmern. Sie haben das Fachwissen, das schon bei der Euroga angewandt wurde. Die WZ hat sich die Euroga-Parks angesehen und mit dem Zustand 2002 verglichen.

Wer die grüne Oase an der Uerdinger Straße betritt, vergisst den Alltag. Wasser durchzieht den viereinhalb Hektar großen Park, die alten Bäume ragen meterhoch in den Himmel. Immer wieder kommt die Villa Schönhausen auf ihrem kleinen Hügel in den Blick. Hier gehen die Kinder der Musikschule ein und aus. Trotzdem hat man nie das Gefühl, in diesem Park könne Geschäftigkeit oder gar Hektik aufkommen. Es ist nichts zerstört oder beschmiert. Planer und Pfleger haben ganze Arbeit geleistet.

Ähnlich positiv fällt das Urteil im benachbarten Park aus. Einzig unschönes Detail ist die Verbindung der "Geschwister-Parks". Sie wirkt dunkel wie in Vor-Euroga-Zeiten. Am Park selbst hat der Zahn der Zeit keine Spuren hinterlassen. Die vielen Wassergräben sind im Großen und Ganzen sauber, wenn auch etwas zu grün. Auffallend ist hier die bewusste Abkehr und Abschirmung von der Uerdinger Straße. Das klassizistische Haus Sollbrüggen ist von vielen Stellen aus zu sehen.

Wasser sollte wieder die Seele des Parks werden, dachten sich die Euroga-Planer im Jahr 2002. Und Gräben durchziehen die kleine, langgestreckte Anlage auch wieder. Allerdings waren einige Gräben trocken, Unkraut wucherte. Zudem gibt es immer wieder Beschwerden über zu wenige Parkplätze.

Für Grünflächenamtsleiterin Törkel ein "gepflanztes Denkmal". Sie ist begeistert von dem Versuch, in die Verbindung zum Burgpark Linn Bahndamm, Gleise und die Brücke der A 57 zu integrieren. Säuleneichen, die jetzt nach fünf Jahren deutlich gewachsen und damit viel sichtbarer sind, sollen wie eine Fortsetzung der Brückenpfeiler wirken. Leider sind die Bodenlampen, die die Szenerie anstrahlten und das Säulenmotiv aufnahmen, immer wieder zerstört worden.

Im Burggraben wurden 50 verschiedene Staudenarten gepflanzt, vor allem alte Pflanzen, die heute nur noch selten vorkommen. Ansonsten wirkt der Burgpark aufgeräumter als vor der Euroga, die Burg ist von vielen Punkten aus sichtbar. Und der Park erfreut sich großer Beliebtheit bei den Krefeldern.

Die Bauhaus-Stil-Häuser: quadratisch, praktisch, geometrisch. Die Parks: rechtwinklige Wege, Necken und Blickachsen. Die Natur folgt hier der Bauhaus-Philosophie.

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