Am Geldautomaten abgezockt

Kontobetrug ist dramatisch auf dem Vormarsch. Die Polizei zählt bis August 2008 bereits 51 Fälle – fünf Mal so viele wie im gesamten Vorjahr.

Krefeld. "Man sollte beim Betreten einer jeden Bank lächeln, weil es gut sein könnte, dass man gefilmt wird", sagt Dietmar Greger mit einem Augenzwinkern. Überwachungs-Kameras sind eine gängige - oder zumindest empfohlene - Sicherheits-Maßnahme im Vorraum von Geldinstituten, weiß der Polizei-Sprecher.

Entdecken Betrüger hier eine Schwachstelle, wird diese mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgenutzt: Geldautomaten werden ausgespäht. In diesem Jahr bereits 51 Mal, schwerpunktmäßig in der Innenstadt, so die Polizei. Die Zahl ist dramatisch angestiegen: "In 2007 waren es elf Fälle, alle im Dezember verübt. In 2006 nur einer", sagt Polizei-Sprecher Rainer Behrens.

Bestimmte Geldautomaten im Stadtgebiet werden öfter manipuliert als andere. So zum Beispiel das Gerät im Vorraum der Postbank am Ostwall. Versteckt in einer Ecke, nicht einsehbar von den Post-Schaltern aus, haben Täter hier anscheinend leichtes Spiel. "Erst im Juni haben wir dort eine Apparatur sichergestellt zum Ausspähen der auf dem Magnetstreifen gespeicherten Informationen. Eine Abdeckung war gelöst, eine Handy-Kamera montiert", beschreibt Behrens, wie Täter an die Pin der EC- und Kreditkartenbesitzer gelangen.

Kurz danach wurde prompt Geld abgehoben - in Bukarest, Italien und Holland. Im Ausland deshalb, weil diese Automaten das Echtheitsmerkmal deutscher EC- und Kreditkarten - das auf Kartendubletten nicht vorhanden sein kann - nicht abfragen. Zwischen 1500 und 2500 Euro Schaden werden bei Delikten dieser Art pro Kunde im Schnitt verursacht, weiß Behrens.

Uta Schaller, Pressesprecherin der Postbank, versichert: "Das Problem ist erkannt. Wir werden uns jetzt darum kümmern, mehr Sicherheit herzustellen." Wie, das möchte sie aus Gründen der Diskretion nicht verraten. Vorsorglich seien jedoch alle Karten gesperrt worden, deren Besitzer Ende Juni an besagtem Geldautomaten abgehoben hätten.

Der Schaden werde den betroffenen Kunden in vollem Umfang ersetzt, so Schaller. Dasselbe gelte im Übrigen für Bezahlvorgänge an manipulierten Karten-Lesegeräten im Kassenbereich von Super- oder Baumärkten.

Ausgespäht zu werden, bedeutet in jedem Fall eine Menge Ärger. Wie können sich Bankkunden wirkungsvoll selbst schützen? "Indem sie genau hinschauen. Was nachträglich angebracht ist, gehört nur auf den ersten Blick zum Gerät", sagt Behrens.

Kriminelle montieren Vorsatzgeräte an den Kartenschlitz von Geldautomaten oder an Lesegeräten am Nachteingang der Banken. "Professionell gebaute Aufsätze sind schlecht vom Original zu unterscheiden. Aber wenn man ein bisschen daran ruckelt, gehen sie zumeist ab."

Mittels einer aufgesetzten Zusatz-Tastatur, einer Mini-Kamera oder einem Foto-Handy spionieren Täter zudem die Pin-Nummern der Karten aus. Denn nur so sind die ausgespähten Kartendaten für sie von Wert. Bei der Eingabe der Pin einen Sichtschutz zu schaffen, kann daher eine wirkungsvolle Maßnahme sein.

Vorsicht geboten ist auf jeden Fall auch, wenn beim Abheben am Automat der eigentliche Vorgang abgebrochen und eine Störung vorgetäuscht wird. "Bei einem Verdacht sollten Kunden umgehend die Polizei informieren", bittet Behrens.

"Skimming", englisch für Abschöpfen, wird das kriminelle Vorgehen im Fachjargon genannt. Den Tätern ist unheimlich schwer auf die Spur zu kommen. "Die Zubehörteile gibt es in jedem Elektronikmarkt. Doch die Gauner werden immer cleverer, wobei ihnen die moderne Technik hilft", sagt Greger.

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