Alte stellen für Junge aus

Sieben Senioren beschäftigen sich mit „Mensch und Chemie“. Tafeln zeigen das Ergebnis.

Krefeld. Jeden Montagmorgen schleppen sieben Senioren stapelweise Bücher, Ausdrucke, Texte, Fotografien und auch mal "interessante Gegenstände" in das Büro von Chemieprofessor Jürgen Schram. In zum Teil hitzigen Diskussionen entscheiden sie dann, welches Material eingescannt oder abfotografiert wird, und feilen an Texten für ihre Ausstellung zum Thema "Mensch und Chemie".

Auf zwölf Tafeln sind Bilder zur Geschichte der Chemie zu sehen, mit kurzen Begleittexten, die vor allem auf den Alltagsnutzen von Chemie früher und heute eingehen. Die Idee zur Ausstellung hatte Schram: "Einige Seniorenstudenten besuchten immer wieder meine Vorlesung ,Mensch, Chemie, Gesellschaft und wollten gerne mal etwas Neues machen."

Seine Idee, das umfangreiche Wissen und die Erfahrung der Senioren zu nutzen und auszustellen, fiel auf fruchtbaren Boden und ist inzwischen zum Selbstläufer geworden, der unabhängig vom Studium stattfindet. "Wir besuchen auch zusammen Ausstellungen, um Anregungen zu bekommen oder treffen uns abends zum Kaffee und texten dabei die Bildunterschriften", erzählt Peter Heringer.

Das Ausstellungsmaterial schafft die Gruppe über alle möglichen Wege herbei: "Da wurde auch mal der Augenarzt gefragt, ob er Bilder von alten Brillengestellen hat", nennt Luzie Leyens ein Beispiel.An sieben verschiedenen Orten wurde die Ausstellung inzwischen gezeigt. "Jetzt arbeiten wir an dem neuen Thema: Die großen Weltreligionen", sagt Hanne Körsten: "Durch dieses Thema habe ich meinen Horizont enorm erweitern und mich unbekannten Dingen öffnen können", schwärmt die 70-Jährige.

Von dem Eifer der "älteren Semester" ist Schram jedes Mal wieder aufs Neue überrascht: "Der Unterschied zu den jungen Studenten ist, dass sich viele der Senioren schon seit vielen Jahren mit Kulturgeschichte auseinandersetzen", erläutert der Professor, der sich bei der Ausstellung nur als Moderator sieht: "Mit ihrem Wissen sind die Alten eigentlich eher Lehrende statt Lernende."Die Ausstellungstafeln benutzt Schram daher auch gern mal in seinen Vorlesungen: "Auf diese Weise können die Jungen von den Alten profitieren."

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