Alle Macht den Möhnen

Um 16.11 Uhr begann der Sturm aufs Rathaus. Die Gegenwehr war laut, aber nicht beständig. Schließlich galt es zu beweisen: Krefelder können Karneval feiern.

Krefeld. Ob Ausschnitte aus "Die Karawane zieht weiter", "Viva Colonia", "Sansibar" oder "Oh la la, willst du eine Pizza"- Sänger Michael vom Fanfarencorps Krefeld heizt den Jecken auf dem Rathausplatz an diesem frostig-kalten Donnerstagnachmittag richtig ein. Trotz des leichten Schneefalls warten viele bunt kostümierte Narren gespannt auf das Krefelder Prinzenpaar und die Alten Weiber.

Nur noch wenige Minuten, dann werden Möhnen und Alde Wie-ewer das Rathaus stürmen. Oben auf den Balkonen bereitet sich in Abwesenheit von Oberbürgermeister Gregor Kathstede ein städtisches Dreigestirn auf den närrischen Übergriff vor:

Jungfrau und Bürgermeisterin Jutta Pilat, Bauer und Bürgermeister Bernd Scheelen sowie Kaiser und Stadtkämmerer Manfred Abrahams und liefern sich ein Wortgefecht mit Anita Krüger von der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten. "Ihr werdet Euer blaues Wunder erleben", verspricht Krüger und Scheelen kontert: "Keine Chance, das Rathaus gehört uns!"
Können Krefelder Karneval feiern? "Yes, we can!"

"Es gibt doch schon genug alte Männer im Rathaus, müssen da noch unbedingt alte Weiber dazukommen?", versucht Abrahams das drohende Unheil abzuwenden. Aber Anita Krüger behält Recht: Nicht mit französischen Revolutionseifer, aber mit preußisch-forschem Schritt halten die Weiber schließlich unter lautem Protest seitens der Rathaus-Verteidiger Einzug.

Im Gepäck haben sie zahllose Uniformierte und das Krefelder Prinzenpaar Prinz Johannes IX. und Prinzessin Martina II. Diese erscheinen auf dem Balkon und beantworten die Frage "Können wir in Krefeld schön Karneval feiern?" auch gleich selbst mit dem knackigen Satz "Yes, we can!"

Und was bedeutet den Krefelder Jecken dieses Ereignis? Für Rosemarie und Helga, beide im fantasievollen Hexen-Outfit, gehört der Auftritt der Alde Wie-ewer vorm Rathaus fest zum Programm an Altweiber. "Die Stimmung ist gut und es macht einfach Spaß", sagt Helga. Und Rosemarie ergänzt: "Ist doch schön, dass an diesem Tag mal nicht die Männer, sondern die Frauen im Rathaus regieren."

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