Ärzte schließen ihre Praxen im Streit um die Honorare

Viele Patienten bleiben auch in Krefeld vor verschlossenen Türen stehen.

Krefeld. Der Arztbesuch wird für die Patienten zum Lotteriespiel. Die Türen von rund 30 Praxen in Krefeld bleiben am Mittwoch geschlossen, weil niedergelassene Ärzte und Arzthelferinnen gegen zu niedrige Honorare protestieren. Welche Ärzte ihre Arbeit niederlegen, wurde vorab nicht bekannt gegeben. Zum Teil weisen die Mitarbeiter der Praxen mit Schildern auf den Warnstreik hin, einige hinterlassen zudem entsprechende Nachrichten auf ihren Anrufbeantwortern. Eine einheitliche Streikleitung für die Stadt gibt es nicht.

„Es handelt sich nicht um einen klassischen Streik, sondern um eine Protestmaßnahme“, sagt Hals-Nasen-Ohren-Arzt Joachim Wichmann. „Mit dieser Aktion soll nicht die Bevölkerung bestraft werden“, erklärt er. Die Behandlung von Notfällen sei sichergestellt gewesen. Zudem habe es Vertretungsdienste gegeben. Es gehe im bei dem Protest vor allem um das Wohl der Patienten, die von den Krankenkassen trotz finanzieller Überschüsse zu schlecht versorgt würden. Er und viele seiner Kollegen arbeiteten 60 Stunden pro Woche und trotz voller Wartezimmer käme es immer wieder zu Insolvenzen, weil die Honorare zu niedrig seien.

Dass im Honorarstreit bereits ein Kompromiss zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und den Krankenkassen geschlossen wurde, lässt Wichmann nicht gelten: „Das bringt im Schnitt 600 Euro pro Monat mehr. Davon gehen noch die Steuern ab, es bleibt also fast nichts übrig.“

Anke Müller, die als Arzthelferin in der Krefelder Gynäkologiepraxis von Bernd Bankamp arbeitet, zieht am Mittwoch mit einer Gruppe Streikender in Düsseldorf von Krankenkasse zu Krankenkasse. Auch für sie reicht der Kompromiss nicht: „Das darf nicht der Schlussstrich sein.“

Die meisten Praxen greifen ihrer Erfahrung nach auf Teilzeit- und 400-Euro-Kräfte zurück, weil am Personal noch am ehesten gespart werden könne. „Bei den medizinischen Geräten gibt es keine Möglichkeit mehr“, sagt Müller.

Der Patientenverband DGVP unterstützt die Aktion der Mediziner, da es sich um einen „faulen Kompromiss“ handele. „Wir Patienten können in diesem Fall nicht protestieren, deshalb ist es wichtig, dass die Ärzte das übernehmen“, sagt Präsident Wolfram-Arnim Candidus. Gleichzeitig kritisiert er, dass der Streik nicht gut genug organisiert worden sei: „Die Krankenkassen sind sich einig, die Ärzte nicht.“

Knut Krausbauer, Vorsitzender der Ärztekammer Krefeld, sieht das ähnlich: „Ein flächendeckender Streik kam nicht zustande, da die Organisation zu kurzfristig stattgefunden hat.“

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