Ärger vor den Krefelder City-Diskos: Drinnen feiern, draußen prügeln

Anwohner beschweren sich über Lärm, Müll und Schlägereien. Die Politik nach Lösungen.

Krefeld. Nächtlicher Lärm, Schlägereien bis in die frühen Morgenstunden und Müll auf der Straße: Darüber haben sich Anwohner der Königsburg beschwert.

Und vor dem Meilenstein verletzte ein Gast vor Kurzem einen Türsteher mit einer Glasscherbe. Die SPD hat das Thema auf die Tagesordnung der Bezirksvertretung Mitte gesetzt, die heute tagt. Doch ist die Situation wirklich so schlimm?

Wenn Partygänger die Nacht zum Tag machen, dann hinterlassen sie Spuren: "Nach den Veranstaltungstagen sieht das Umfeld des Hauptbahnhofs aus wie ein großer Müllplatz", schreibt Roman Dahm an die WZ.

Die Aufräumer der Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft (GSAK) kennen das Problem. "Mitarbeiter berichten regelmäßig von starken Verunreinigungen vor den Diskotheken. Das ist zum Dauerzustand nach den Wochenenden geworden", sagt Einsatzleiter Holger Funke.

Die Gäste hinterlassen Flyer, Fast-Food-Reste, leere Flaschen und Glasscherben. Jetzt dokumentieren Mitarbeiter der GSAK den Müll mit Fotos. Vor allem die so genannte "Dönermeile" am Ostwall fällt dabei auf. "Wir haben jetzt Kontakt mit den Betreibern der Diskotheken aufgenommen", sagt Funke.

"Im Nachtbus-Netz können wir über keine Auffälligkeiten berichten", resümiert Stadtwerke-Sprecher Dirk Höstermann. "Das liegt aber bestimmt auch an der starken Präsenz unserer Servicemitarbeiter, die deutlich als solche zu erkennen sind." Zehn von ihnen seien nachts im Einsatz, jeweils zwei in einer Linie.

"Einsätze wegen Ruhestörung oder Schlägereien gibt es am Wochenende immer wieder", sagt Polizeisprecher Wolfgang Lindner. Das passiere überall, wo Alkohol fließe, vor der Dorfkneipe genauso wie vor der großen Diskothek. "Oft tragen die Security-Leute bereits zur Deeskalation bei - eine gute Security ist die halbe Miete." Doch Lindner, der seit 33 Jahren im Dienst ist, beobachtet einen schleichenden Prozess: "Von Jahr zu Jahr steigt die Gewaltbereitschaft leicht, das ist ein gesellschaftliches Phänomen."

SPD-Ratsfrau Gerda Schnell hat vorgeschlagen, dass der Kommunale Ordnungsdienst am Wochenende zwischen zwei und fünf Uhr nachts mehr Präsenz zeigen soll. "Das würde schon etwas bewirken", ist sie sich sicher.

Das unterstützen auch die Grünen. "Hinzu kommt, dass einige Partygäste hupend im Carré um die Königsburg herum fahren", sagt Stefani Mälzer, Fraktionsvorsitzende im Rat. "Da müsste man zum Schutz der Anwohner etwas an der Straßenführung tun."

Gegen den Einsatz des Kommunalen Ordnungsdienstes sind die Jungen Liberalen: "Für die Sicherheit der Krefelder zu sorgen, ist eine hoheitliche Aufgabe, die nur von der Polizei erfüllt werden kann", so die Kreisvorsitzende Joana Horch.

Auch die CDU ist nicht begeistert: "Nächtliche Lärmbelastung, die über das normale Maß hinausgeht, darf auf Dauer nicht hingenommen werden", sagt der Fraktionsvorsitzende Wilfrid Fabel. "Sofern die betroffenen Betriebe nicht in der Lage sind, hierfür Sorge zu tragen, muss das Ordnungsamt über Einschränkungen beziehungsweise Konzessionsentzug nachdenken."

"Wir persönlich empfinden es nicht so, dass durch unsere Gäste Lärm beim Verlassen oder Betreten der Burg verursacht wird", sagt Königsburg-Sprecherin Steffi Thomas. "Mal abgesehen von Einzelfällen mit stark angetrunkenen Personen." Die Türsteher wiesen beim Verlassen darauf hin, dass die Gäste sich bitte der Uhrzeit entsprechend angepasst verhalten möchten.

Hagen Behboudi ist Security-Manager im Meilenstein. Er kann auf eine zehnjährige Erfahrung in dieser Branche zurückblicken. Ihm ist aufgefallen, dass die Gewaltbereitschaft steigt. "95 Prozent wollen nur in Ruhe feiern, aber einige wenige sind auf Ärger aus", sagt Behboudi. Bei Taschenkontrollen wird er immer wieder fündig: "Klapp- und sogar Bundeswehrmesser, Schlagringe und Pfefferspray", zählt er auf.

Deshalb warnt er davor, den Ordnungsdienst patroullieren zu lassen. "Die Leute müssen eine spezielle Ausbildung in Selbstverteidigung bekommen und nicht nur zu zweit sein. Sonst bringen sie sich ernsthaft in Gefahr."

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