Ärger um Kunst-Pavillon: Die Händler wollen weg

Die Stadt vermietet den Pavillon kostenlos. Schuster zieht um zur Marktstraße.

Krefeld. Toni Milillo ist zermürbt von dem jahrelangen Existenzkampf in der Unterführung am Ostwall. "Spätestens Ende April bin ich hier weg und eröffne ein neues Geschäft an der Marktstraße 2-4", sagt der Schuster, der fast 26 Jahre lang die Express-Schuhbar im Untergrund betrieben hat. Seitdem die Rolltreppen nicht mehr funktionieren, haben er und die anderen Händler Umsatzeinbußen bis zu 70Prozent hinnehmen müssen. Inzwischen sind seine Nerven zum Reißen gespannt: "Noch einen Monat länger und ich wäre bankrott."

Milillo ist nicht der Einzige, der das Hin und Her Leid ist. "Auch das Linner Backhaus sucht neue Räume", erzählt Hans-Georg Vieten. Der Inhaber des Tabak- und Zeitschriftenladens hat ebenfalls schon ein neues ebenerdiges Lokal auf dem Ostwall im Visier. "Wenn der Supermarkt Ende Dezember und im nächsten Jahr der gesamte Kaufhof am Ostwall schließen, kommt hier niemand mehr durch", sagt der 61-Jährige ernüchtert. Deshalb will auch er nicht auf das stille Ausbluten warten.

Die zugesagte Mietminderung der Stadt von mehr als 30 Prozent sei für die Geschäftsleute nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Vieten: "In meinem Fall sind das gerade mal 98 Euro im Monat." Dass der Verein "Krefelder Kunst-Raum", ein Zusammenschluss von 25 Krefelder Künstlern unter der Leitung von Gabriele Leigraf, den leerstehenden Pavillon in der Mitte mietfrei bekommen hat, stößt den Geschäftsleuten sauer auf.

Allein für das Herrichten des Raumes habe die Stadt mehr als 6000 Euro bezahlt. Die Stadt messe mit zweierlei Maß, ärgert sich denn auch Milillo. Dass durch die neue Nutzung des Pavillons mehr Kunden den Weg in den Untergrund finden, glauben sie nicht: "Wenn er nur einmal die Woche geöffnet ist, nutzt uns das nichts."

Im Hinblick auf das Konjunkturpaket II hatte der Oberbürgermeister neben kleineren Verschönerungsmaßnahmen die Anschaffung von drei neuen Rolltreppen überlegt. Doch ob er dafür die Mehrheit im Rat findet, ist mehr als fraglich. Schließlich haben sich in der Vergangenheit fast alle Parteien bereits für die Schließung der Unterführung ausgesprochen.

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