Ärger um den Berliner Müggelturm: Prominente Berliner wollen Krefelder ausbooten

2007 kaufte Marc Förste das Ausflugsziel Müggelturm in Köpenick. Der Investor investierte — in einen Zaun.

Krefeld. Ein Krefelder hat in den vergangenen vier Jahren und zwei Monaten für viele Schlagzeilen in Berlin gesorgt: Projektentwickler und Ex-Diskothekenbetreiber Marc Förste (u.a. Kju-Club, Dießemer Bruch oder Kobra in Moers). Für ’n Appel und ’n Ei — 25 000 Euro — erwarb der Diplom-Kaufmann kurz vor Weihnachten 2007 das Ausflugsziel Müggelturm mit einem 6000 Quadratmeter großen Grundstück in Berlin-Köpenick (die WZ berichtete) — und hatte damit die Nase vor dem Förderverein des Baudenkmals, der damals erheblich mehr geboten hatte. Die Berliner kamen sogar nach Krefeld, um den Notarvertrag zu unterschreiben. Förste muss unglaublichen Eindruck auf die städtischen Liegenschaftsverwalter gemacht haben.

Doch aus den hochgestochenen Plänen des Krefelders mit Eventgastronomie, Konzertveranstaltungen und Schickimicki-Partys ist nichts geworden. Die größte Investition, die Förste tätigte, war eine Einzäunung, die inzwischen wieder so löchrig ist, dass jeder auf dem Gelände Unfug anstellen kann, wenn der ungarische Kiosk-Besitzer András Milak Feierabend hat.

Inzwischen klagt der Berliner Liegenschaftsfonds auf Rückgabe des Grundstücks. Inzwischen soll, so meldet die Berliner Morgenpost, der Berliner Kaufmann Matthias Große den Müggelturm gekauft haben. Große ist der Lebensgefährte der fünfmaligen Olympiasiegerin im Eisschnelllauf Claudia Pechstein. Zum „Pool“ der Berliner, die das Wahrzeichen der Müggelberge am idyllischen Müggelsee wiederbeleben wollen, gehören Zeitungsmeldungen zufolge die Musiker der Gruppen Puhdys und Karat. In das 50 Jahre alte Ausflugsziel, das in DDR-Zeiten ein wahrer Publikumsmagnet war, muss ein Millionenbetrag investiert werden. Der Turm, 30 Meter hoch, steht auf einem 90 Meter hohen Berg.

Mit der Klage auf Rückgabe des Grundstücks beruft sich der Liegenschaftsfonds auf nicht eingehaltene Absprachen im Kaufvertrag. Noch im vergangenen Juli war im Bezirk Köpenick so etwas wie Optimismus aufgeflammt. Förste, von einem Bezirkspolitiker öffentlich „Scharlatan“ genannt, hatte einen Bauantrag gestellt. Dem „Müggelheimer Boten“ teilte er damals mit, dass er laut Vertrag „fünf Jahre Zeit“ habe, mit Baumaßnahmen zu beginnen.

Inzwischen ist Förste weiteren Vorwürfen ausgesetzt: Beim Aufräumungsarbeiten im Restaurant Mitte 2011 sollen denkmalwürdige Dinge verschwunden sein: Ein drei mal fünf Meter großes Mosaik mit Tauben-Darstellungen aus der Pergola des Obergeschosses und ein Relief aus dem Gastraum.

Mittlerweile hat Förste Deutschland den Rücken gekehrt. „Ich lebe jetzt in Österreich, in Bregenz“, erklärte er der WZ am Telefon. Was gerade in Berlin-Köpenick passiere, sei „eine öffentliche Enteignung“. Marc Förste weiter: „Ich habe schon Anwälte eingeschaltet.“ Die Verzögerungen seien durch „wahnsinnige Auflagen“ und ein „Eingriffsgutachten“ verursacht worden, bei dem nahezu jeder Mitspracherecht habe: Förster, Naturschützer, Wanderfreunde, Denkmalpfleger. Förste weiß auch wer der wahre Schuldige am Zustand des Müggelturms ist: „Der Bezirk Köpenick. Nach der Wende ist nichts getan worden. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Bauvorhaben dauerten nun mal einige Zeit.

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