Abschiebung Adnan Harb hat Kontakt zur Familie

Eine Petition gegen die Abschiebung des 43-Jährigen findet fast 2000 Unterstützer.

Abschiebung: Adnan Harb hat Kontakt zur Familie
Foto: Archiv Jochmann

Krefeld. Der am 8. Mai abgeschobene Adnan Harb hält sich immer noch in Istanbul auf. Nach wie vor ist sein Aufenthaltsstatus in der Türkei ungeklärt. Inzwischen aber kann er telefonisch Kontakt zu seiner Frau Nawal und seiner Familie in Uerdingen halten.

Fast 2000 Unterstützer hat die Internet-Petition für Harb bis Sonntag gefunden. Mehr als 1000 Unterschriften der Petition stammen aus Krefeld, die große Mehrzahl davon ist namentlich gezeichnet. Die Absender kommen aus allen 16 Bundesländern und sogar aus dem Ausland, aus Italien, Österreich, den Niederlanden, Belgien, England, Portugal, Schweden und Spanien.

Die Petition wird für Kommentare genutzt. So schreibt Ralf Claessen aus Krefeld: „Krefeld ist eine Stadt der Vielfalt, Krefelder stehen für Toleranz und Menschlichkeit, Adnan ist einer von uns.“ Dilara Kaya (Krefeld): „Wie kann man so herzlos sein und den Vater von der Familie trennen? Ich bin einfach nur fassungslos und schäme mich dafür, Krefelderin zu sein! Ich stehe hinter euch und ich werde alles dafür tun, um euch zu helfen. Allah möge euch helfen!“ Joachim Reinholdt (Osnabrück): „Habt ein Herz.“ Robert Claßen (Krefeld) „Toleranz ist schwierig, schwierig zu üben, aber Krefeld hat doch schon seit Jahrhunderten geübt: Wird Zeit, dass wir sie leben.“

Einhard Tapper (Krefeld): „Mir geht es um die erfolgreiche Integration von Ausländern in unserer Gesellschaft. Nach 30 Jahren einen gut integrierten Menschen in Handschellen abzuführen und seine Familie zu zerstören, war für mich bisher in dieser Stadt nicht vorstellbar. Auch Politiker sollten sich auf unsere christlichen Werte besinnen, vor allem dann, wenn sie das Wort christlich in ihrem Parteinamen tragen. Ob das allen Politikern dieser Partei noch bewusst ist, bezweifle ich mittlerweile.“ Caren Kähler (Krefeld): „Eine Familie, die sich eindeutig integriert hat und deren Kinder hier aufgewachsen sind, hat in der vermeintlichen Heimat keine Chance mehr. Was sonst als ein untadeliger Lebenswandel bewirkt ein Bleiberecht?“

Ein Brief aus Krefeld erreicht in diesen Tagen das Kanzleramt in Berlin. Julia Heringhaus aus Bockum möchte Smail Harb, Sohn des abgeschobenen Adnan Harb, heiraten. Die beiden kennen sich schon aus dem Sandkasten. Jetzt ist die 22-Jährige in tiefer Sorge um ihre und die Zukunft mit Smail (23). Julia, die mit ihren Eltern die Internet-Petition initiiert hat, über ihr Motiv für den Brief an die Kanzlerin:

„Das hat damit zu tun, dass sich in Krefeld zwar viele Menschen für die Familie Harb engagieren, aber nicht an entscheidender Stelle. Damit meine ich den Oberbürgermeister und die Köpfe in der Ausländerbehörde. Ich habe einfach Angst, dass auch Smail, seine Mutter und die beiden anderen Geschwister abgeschoben werden. Das war der Grund, mich an die Kanzlerin zu wenden.“

Julia bittet Angela Merkel darum, sie möchte weitere Abschiebungen verhindern und sich für eine humanitäre Lösung einsetzen. „Ich habe Angst, dass mein Freund und Lebensgefährte, den ich gerne heiraten möchte, abgeschoben wird. Deshalb möchte ich Sie herzlich um Ihre Unterstützung bitten.“

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