E-Bike-Problem Achtung, Radfahren auf dem Radweg verboten!

Weil sein Pedelec eine Geschwindigkeit von 45 Stundenkilometern erreicht, darf Klaus Armonies damit nur auf der Straße fahren. Zu gefährlich, findet er.

E-Bike-Problem: Achtung, Radfahren auf dem Radweg verboten!
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Klaus Armonies fährt gerne Fahrrad. 2016 ist er vom ADFC Krefeld sogar als „Radler des Jahres“ ausgezeichnet worden. Die 22 Kilometer zur Arbeit legt er innerhalb von 40 Minuten mit Leichtigkeit zurück.

Armonies ist fit, aber kein Spitzensportler. Trotzdem fährt er locker einen Schnitt von 30 bis 35 Kilometer pro Stunde. Diese beachtliche Geschwindigkeit ist nicht allein seinen Muskeln zu verdanken, ein kleiner Elektromotor im Hinterrad sorgt für ein wenig Extra-Power. Rückenwind, der niemals abreißt, es sei denn, der Akku ist leer. „Ich bin 20 Jahre lang mit einem normalen Fahrrad zur Arbeit gefahren“, berichtet Armonies. Vor vier Jahren sei er dann auf das sogenannte S-Pedelec umgestiegen. Das „S“ stehe für „Speed“, auch vor der Umstellung sei er immer gerne schnell gefahren. Auf Dauer sei die Belastung aber zu hoch gewesen. Gerade sein linkes Bein hätte ihm Probleme bereitet — die Folge einer Verletzung in der Jugend.

Nun kann er wie ein durchtrainierter Rennradfahrer Kilometer abreißen. Ins Schwitzen kommt er dabei trotzdem, nur eben nicht so stark. Eine Spitzengeschwindigkeit von 45 km/h erreicht Armonies mit seinem S-Pedelec — und genau das ist das Problem: „Ich darf laut dem Gesetz keine Radwege benutzen, dabei könnte ich meine Geschwindigkeit einfach anpassen.“

Ein Auto könne schließlich auch schnell fahren und dürfe trotzdem mit angepasster Geschwindigkeit in eine 30er-Zone fahren. Normale Pedelecs, deren Unterstützung bei 25 km/h abgeriegelt wird, werden hingegen als normale Fahrräder angesehen und dürfen Radwege benutzten. „Ich habe es ausprobiert, aber die sind mir zu langsam, weil ich ständig über die 25 km/h hinaustrete und dann nicht mehr unterstützt werde.“

Vom Grundaufbau sieht Armonies Rad übrigens wie ein normales Citybike aus. Die Unterschiede: Im Rahmen sitzt ein großer Akku, der einen Motor in der Hinterradnarbe mit Energie versorgt. Zudem ist unterhalb der Rückleuchte ein kleines Nummernschild angebracht. Denn offiziell fährt Armonies ein Kleinkraftrad. Mindestens ein Mofa-Führerschein ist dafür vorgeschrieben — und eine Versicherung braucht Armonies auch.

Die Fortbewegung mit elektrisch unterstützen Rädern sei umweltschonend und gesund, doch die aktuelle Gesetzeslage mache die Fortbewegungsmittel unattraktiv, sagt der Pedelec-Fahrer. „Ich rase nicht mit Spitzengeschwindigkeit über Radwege, das wäre in den meisten Fällen auch gar nicht möglich. Ich passe auf und trotzdem werde ich kriminalisiert.“ Rein rechtlich Armonies’ einzige Alternative: auf der Straße fahren. „Aber das kann sehr gefährlich sein. Nicht jeder Autofahrer akzeptiert mich als Verkehrsteilnehmer, dabei kann ich von der Geschwindigkeit her mithalten.“

Er habe schon lebensgefährliche Situationen erlebt: „Autofahrer, die mich schneiden und dann ausbremsen oder die Beifahrertür aufreißen.“ Aggressives Hupen sei dagegen harmlos. In der Regel fahre er drei Mal pro Woche mit dem Rad zur Arbeit, im Sommer sogar jeden Tag die 44 Kilometer. Je nach Unterstützung halte der Akku zwischen 50 und 200 Kilometer. Armonies ist technischer Leiter im St. Josef Krankenhaus in Moers, das 2009 vom ADFC als „fahrradfreundlicher Betrieb“ ausgezeichnet wurde. Armonies schwärmt von sauberen Duschen und Umkleidekabinen, die er bei der Ankunft nutzen kann sowie sicheren Abstellmöglichkeiten fürs Rad

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