Abzocke bei der Kaffeefahrt

Immer wieder fallen Arglose auf vermeintlich billige Angebote herein, warnen Polizei und Verbraucherzentrale.

Krefeld. Ein kostenloser Ausflug mit dem Bus und garantiertem Gewinn — wer da nicht Nein sagen kann, der erlebt möglicherweise einen bösen Reinfall. Denn das Geschäft mit den Kaffeefahrten boomt. Gerade Senioren sind beliebte Opfer von Betrügern, die sie an einen Ort mitten auf dem Land karren und dort stundenlang bei einer Verkaufsveranstaltung festhalten. „Das ist wie Gehirnwäsche. Mir erzählen hinterher Leute, sie würden nie einfach etwas kaufen oder unterschreiben, und trotzdem haben sie’s getan“, sagt Elisabeth Elsner, Leiterin der Krefelder Verbraucherzentrale. Sie spricht von mafiösen Strukturen bei den Veranstaltern.

Das, was die per Brief Geköderten kaufen, soll in der Regel das absolute Schnäppchen sein — sagen die Verkäufer. Wer wirklich davon profitiert, ist allerdings allein derjenige, der kräftig die Werbetrommel gerührt hat. Der Renner: „Magnetfeldmatten“, sagt Elisabeth Elsner: die Wirkung null, der reale Wert irgendwo bei 30 Euro pro Gerät. „Verkauft werden sie für 1000 Euro“, sagt Elsner.

Ebenfalls gerne im Angebot: Nahrungsergänzungsmittel. Die kann ein Hersteller problemlos mit einem Fantasiepreis listen lassen und erhält dafür eine so genannte Pharmazentralnummer. Über die können auch Apotheker solche Präparate am Computer aufrufen. „Bei Verkaufsveranstaltungen wird den Teilnehmern dann erzählt, sie könnten ja mal bei ihrem Apotheker anrufen und nach dem Preis fragen“, schildert Elsner. Wer das macht, erfährt dann, dass sein Apotheker 1500 Euro verlangt. Bei der Verkaufsveranstaltung sind es hingegen „nur“ 1000 Euro — ein Schnäppchen, das sollen zumindest die potenziellen Kunden denken. Die werden auch schon mal eingesperrt und nicht auf die Toilette gelassen, wenn sie nicht etwas gekauft haben, etwa völlig überteuerte Topfsets oder Bratpfannen.

Auch die versprochenen Gewinne sind längst nicht das, was man sich so vorstellt — geschickte Formulierungen machen’s möglich. Da entpuppt sich der „Wäschetrockner“ als schlichte Wäscheleine. Oder das „reichhaltige Mittagessen“ ist eine Tüte Pulversuppe. Selbst aus einem „kostbaren siebenteiligen Gläser- und Karaffenset“ werden letztlich nur Plastikbecher und -karaffe.

Etwa 400 Kaffeefahrten werden täglich angeboten, sagt Elisabeth Elsner. Nahezu alle seien unseriös. Kriminalhauptkommissar Hans Schneider warnt: „Selbst vermögende Senioren meinen, sie müssten es mitnehmen. Aber sie fallen oft auf Betrüger herein.“ Wenn die absendende Firma lediglich eine Postfachanschrift angegeben habe, sollten bereits die Alarmglocken schrillen. Dahinter stecke oft eine Firma mit Auslandssitz. „Dann kann man sich auch nicht auf den neuen Paragrafen im Bürgerlichen Gesetzbuch berufen, wonach Gewinnzusagen in jedem Fall erfüllt werden müssen. Denn der gilt im Ausland nicht“, sagt Elisabeth Elsner.

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