Mittelalter-Festival 50 000 Besucher beim Flachsmarkt

Trotz zwischenzeitlicher Unwetterwarnung blieb es bei kurzen Regenschauern — zur Freude der mehr als 300 Handwerker.

Krefeld. An Pfingsten ist Flachsmarkt rund um die Burg Linn. Auch wenn der Wetterdienst zunächst schwere Gewitter und Starkregen für das vergangene Wochenende vorhergesagt hatte, blieb Krefeld davon verschont — zur Freude der mehr als 300 Handwerker, Musiker, Ritter und der rund 50 000 Besucher an den drei Tagen. „Gehen Sie auf die Handwerker zu und fragen Sie einmal nach: Warum? Womit? Wie lange? Wie oft?“. Dazu forderte Alexander Raitz von Frentz, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt e.V. die Besucher auf. Grund genug, das Ganze einmal wörtlich zu nehmen und in die Welt des Flachsmarktes einzutauchen.

Es ist Pfingstsonntag. Die Regenwolken des Vortages haben sich verzogen und Raitz von Frentz sieht einem ereignisreichen Flachsmarkttag entgegen: „Gestern war es aufgrund des Wetters etwas leerer. Viele Besucher haben aber die Gunst der Stunde genutzt und sich von den Handwerkern vieles näher erklären lassen.“ Das legt der Vereinsvorsitzende den Besuchern auch an volleren Tagen ans Herz: „Unser Konzept besteht darin, dass die Handwerker ihr Können zeigen.“ Keine Werbeschau, sondern echtes Handwerk zum Anfassen.

Der Flachsmarkt lockt zu Pfingsten viele Besucher auf die Burg Linn
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Der Flachsmarkt lockt zu Pfingsten viele Besucher auf die Burg Linn

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Zuerst geht es deshalb in die Burg. Glücklicherweise werden gerade, nach einem vorübergehenden Besucherstopp aufgrund des großen Andrangs, wieder Gäste durchgelassen. Richtlinien, die Raitz von Frentz mit seinem Team gewissenhaft verfolgt. „Es dürfen maximal 24 000 Menschen gleichzeitig auf dem Gelände sein, danach ist Einlassstopp.“ Im engen Burghof gelten zudem Sonderregeln. Es wird genau gezählt, wie viele Besucher die Brücke passieren. Die Gäste haben dafür Verständnis. „Wenn es voll ist, ist es voll. Dann drehe ich halt hier unten noch mal eine Runde und komme später wieder“, sagt Claudia Gäbels entspannt.

Wer es in die Burg geschafft hat, trifft dort unter anderem auf den Puppendoktor. Christian Schneider beschäftigt sich bereits in vierter Generation mit Spielwaren und deren Reparatur. Christa Wolters hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und ihre alte Puppe mitgebracht. Die lag 40 Jahre in einer Truhe und gehörte zuvor schon ihrer Großtante. „Tante Lissy ist von 1899.“ Ein echtes Sammlerstück, bei dem auch Schneiders Augen zu leuchten beginnen.

„Klar, kann ich da einiges wieder reparieren und herstellen“, macht der Puppendoktor der Besucherin Mut. Eine neue Perücke, neue Augen und vor allem ein neues Gummiband wird die Puppe wieder wie neu aussehen lassen. Wolters ist glücklich: „Wenn ich nicht in der Zeitung gelesen hätte, dass der Puppendoktor hier ist, wäre die Puppe vielleicht im Müll gelandet.“

Worte, die Schneider in seiner Arbeit bestätigen: „Ich habe zehn Jahre lang als Banker gearbeitet. Wenn ich das heute noch machen würde, würde es mir finanziell vielleicht besser gehen, aber diese Arbeit gibt mir viel mehr.“ Diese Worte scheinen für die meisten Handwerker auf dem Flachmarkt zu gelten, wenn man sieht, mit welcher Leidenschaft sie ihren Beruf ausüben. Da werden in der Vorburg Eisen geschmiedet, in der Museumsscheune Stühle geflochten und auf der Albert-Steeger-Straße Bonbons hergestellt.

Hartmut Gerhards ist Bonbonmacher mit Herz und Seele. Während zahlreiche große Kinderaugen die Bewegungen des Simmerathers genauestens beobachten, erklärt der sympathische Mann das Geheimnis seiner Bonbons: „Wir verwenden keine Farbstoffe und stellen nur Naturprodukte her.“ Eigens für den Flachsmarkt gibt es eine Flachsmarkt-Edition, die gut ankommt: „Leckere Bonbons, verpackt in solch einer schönen Box, sind doch eine schöne Erinnerung“, erklärt Manuela Weilers.

Viele Handwerker kommen seit Jahren hierhin. Raitz von Frentz ist mehr als zufrieden, was er und sein Team in rund einer Woche Aufbau wieder geschaffen haben. Und trotzdem bleibt der Blick für Neuerungen und Veränderungen stets offen: „Ich habe letzten Montag bereits mit den Vorbereitungen für den nächsten Flachsmarkt begonnen. Jetzt ist alles noch frisch und ich weiß, was wir nächstes Jahr noch besser machen können.“

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